Berlintörn mit Segelfreunden
Vom 16.04.- 22.04.2005

 

 Ein Fahrtenbericht von Uli Mai                                                                                              

Die Crew: Karl-Heinz Wewers, der Planer der Tour und Chef de cuisine, Manfred Riegel, der Stubenälteste, Walter Rauhut, der Leitende Ingenieur, Horst Hollstein, Helmut Bartkowiak und ich (Ulrich manchmal Friseur der Crew) als z.b.V. An der Schiffsführung  waren alle beteiligt.                                                 

 

Samstag, der 16.04.05

Treffen um 7°° Uhr bei Karl- Heinz. Hurra ! Unsere Törn-Woche hat begonnen.

Unser Stubenälteste, Manfred, hat die Crew vom letzten Jahr verstärkt und ist auch wieder dabei. Am heutigen Morgen hat uns auf der Fahrt nach Erkenschwick ein leichter Nieselregen erschreckt. Der war, Gott sei Dank, nur von kurzer Dauer und sollte uns nur noch einmal belästigen, nämlich beim Einladen unseres Gepäcks auf das Schiff.  Kurz nach 7°° Uhr ging es los. Der Himmel hatte ein Einsehen und die Sonne begleitete uns auf dem gesamten Weg. Dank Navi-GPS  hatten wir eine tolle Fahrt. Eine freundliche Damenstimme hat uns auf den weiteren Fahrtverlauf aufmerksam gemacht und sprach uns sogar mit dem Zauberwort „bitte“ an. Es ist schon eine gute Sache, so zum Ziel gebracht zu werden, welches wir um 13:30 Uhr erreichten.

Unser Boot war eine Linssen 38 SC von 11,80 m Länge, einer Breite von 3,65 m und einer Höhe von 3,40 m mit einer Leistung von kw 108.

Der Anleger des Bootes am Pichel- See war schlecht zu finden, und noch schlechter war das Ablegen zum Steg am Stößel-See. Herr Römer (Vercharterer) tat sich schwer mit dem Ablegemanöver. Da wir aber alle Fachleute sind, ging es mit unserer Hilfe ohne Dellen zum nächsten Steg. Nach einem Probeschlag und dem Einladen unseres Gepäcks, ging die Fahrt in Richtung Potsdam los.

Nachdem wir uns mit den Fahreigenschaften des Bootes vertraut gemacht hatten, verbrachten wir unsere erste Nacht an der Humboldt-Brücke, in der Marina Burchardi. Von einem melodischen Kluckern der Wellen begleitet, und nach einem Abendessen (Krabben in Knoblauchsahne) erwachten wir gut gelaunt am nächsten Morgen um 7°° Uhr.

 

Sonntag, der  17.04.05

Das Wetter ist super, die Sonne lacht uns an, und die Temperatur ist angenehm.

Die Sanitär-Anlagen in der Burchardi-Marina sind leider dürftig. Es kam auch keiner, um von uns eine Liegegebühr zu kassieren. Als die Fahrt wieder losgehen sollte, bemerkten wir, dass uns in der Nacht ein Fender abhanden gekommen war. Unser Vercharterer, Herr Römer, hat dafür bei der Rückgabe des Bootes für diesen Fender € 80.- in Rechnung gestellt. Da soll mal einer sagen, es gebe keine Piraten mehr! Die Firma Niemeier ( Bootszubehör) liegt um die Ecke. Die hätte bestimmt für Ersatz sorgen können.

Als die Bordkasse gegen 10°° Uhr eingerichtet war, ging es los in Richtung Brandenburg.

Die Fahrt führte durch eine schöne Landschaft. Einzelne Seen und verbindende Kanäle, auf denen zu dieser Jahreszeit kaum Bootsverkehr herrscht, bescherten uns eine angenehme Atmosphäre.


“ Bootfahren“ ist ein Bekenntnis zur Langsamkeit, eine ausdrückliche Bejahung des Gemächlichen. Als Gegenpol zur Hektik des Alltags, gelebte Zeitlupe. (Entschleunigung), ein bewusstes Auf-die-Bremse-Treten. Bootfahren heißt unterwegs sein, nicht ankommen. Es ist mehr Philosophie denn eine Fortbewegungsart. Das ist die Wahrheit, aber sie hält der Wirklichkeit nicht stand. Selbst eine Superyacht kann oft nicht mit dem Tempo eines Hollandrades  mithalten.


14°° Uhr. Nach Kaffee und Kuchen stand uns der Sinn. Da ein Ankerball fehlte, haben wir uns mit Rücksicht auf die blaue Trachtengruppe  einen  gebastelt. Diese Kaffee-Stunde erfreut sich bei uns einer großen Beliebtheit. Der mitgebrachte Kuchen und der frische Kaffee begeistern zu dieser Stunde die gesamte Crew. In der Vorbereitung dieser Tour hat mich jemand mal gefragt,  ob wir uns vorher zusammensetzen und beratschlagen, was jeder mitzubringen hat? Als ich ihm erzählte, dass jeder einen Kuchen mitbringt, war er sehr erstaunt und erzählte mir etwas von einer sogenannten Männercrew! Ich entgegnete ihm , wir machten eine Kaffee-Fahrt. Der Blick, den er mir dann zeigte, sprach Bände.

 

Nachdem die Pause vorbei war, und wir ablegt hatten, sahen wir am Ufer auf einer Jacht jemanden mit den Armen winken oder rudern. Die Frage war nun, hat sein Deo versagt, oder hat er einen Schaden an seinem Schiff und braucht Hilfe. Das Letztere war der Fall. Der Motor hatte keine Kühlung mehr, und die Maschine lief heiß. Wir haben uns seiner angenommen, eine Leine festgemacht und ihn zum nächsten Hafen geschleppt. Unsere Fahrt setzten wir dann fort in Richtung Brandenburg.

In der Schleuse lag neben uns ein gelbes Boot. Auf dem Achterdeck stand ein Friseur-Bedienungsstuhl. Wie mir der Skipper bei einer Unterhaltung sagte, sei er Deutschlands erster schwimmender Friseur. Auf meine Frage, ob ich bei ihm angestellt werden könnte, da ich auch Haare schneiden kann, waren nur die zwei Mitarbeiterrinnen mit einem schnellen „ja“ einverstanden.

 

An einer Grünanlage in einem Kanal der Stadt Brandenburg konnten wir dann so gegen 16°° Uhr festmachen. Ein Bummel durch die Stadt vor dem Abendessen sollte für den nötigen Hunger sorgen.

Brandenburg ist eine Stadt mit noch vielen Schrotthäusern, und so zogen wir es vor, an Bord zu essen. Nach dem Abendessen mit Würstchen und Brot, kamen wieder die Karten auf den Tisch. Unser beliebtes Spiel: Ei, wer hat die 0,30 Cent wieder gewonnen??, begann von Neuem.                                                                                             

 

Montag, der 18.04.05

Das Wetter, der Himmel ist bedeckt, und die Temperatur fühlt sich kühl an.

Um 9°° Uhr hat Karl-Heinz Schrippen geholt. Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt hatten, haben wir die Leinen losgemacht, und die Fahrt in Richtung Potsdam in Angriff genommen.

Gegenüber der Stadteinfahrt von Brandenburg sahen wir uns ein Ruder- Leistungszentrum vom Boot aus an. Eine bombastische Anlage, im Vergleich zu ähnlichen Anlagen, wie in Duisburg oder der ETUF in Essen. Diese wirkten  wie ein Fußballplatz der Kreisklasse zu einem Bundesliga Stadion.

Ein Stegnachbar aus Brandenburg hat uns den „Ersten Potsdamer Angelverein“ als Hafen empfohlen. Die Einrichtung solle einfach, aber gut sein. War sie auch. Bis zum nächsten Morgen, da hat unser Freund Holli beim Duschen die elektrischen Anlagen ausgeschaltet, und der Hafen war ohne Strom. Die Ansteuerung der Hafeneinfahrt war skurril ausgetonnt. Jeder der Mannschaft sagte mir, wie ich fahren sollte. Die Anweisungen zeigten vielerlei Möglichkeiten auf. Ich konnte trotzdem ohne Blessuren, wie durch ein Wunder, festmachen.

Der Chef de cuisine, Karl-Heinz, empfahl für das Abenddinner „Filetspitzen mit Eierspätzle“. Der Vorschlag fand unsere Zustimmung. Bei schönem Wetter - im Windschatten auf unserem Schiff waren es in der Sonne 31°- mundete uns das Essen vorzüglich.

Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt von Potsdam, hat uns das Finden einer Kneipe ganz schön Mühe gemacht. Dönerbuden, Pizzerien oder schon geschlossene Geschäfte in jeder Menge, nur keine Kneipe. Neben dem Stadttor hatte man ein Einsehen, und in dieser Kneipe haben wir jeder noch zwei Bier erhalten, doch danach, um 10°° Uhr, hat man Feierabend gemacht. Auf dem Rückweg zum Hafen haben wir die Garnisons- Kirche entdeckt. Unter Gerüsten und Planen war diese ziemlich versteckt. Andere Sehenswürdigkeiten, wie das Holländische Viertel, die Nicolaikirche, das Rathaus, Knobelsdorff-Haus und das Schloss Sanssouci, müssen bis zu einer nächsten Reise warten. Glanz und Gloria im märkischen Arkadien: Potsdam wird hoffentlich noch da sein. Über schöne, breite Straßen, mit einem Betrieb wie am Sonntag-Nachmittag in Neuenahr, also tote Hose, gelangten wir zum Hafen.

 

Dienstag, der 19.04.05

Der Himmel ist bedeckt und die Temperatur hat 13°

In der Nähe der Marina Burchardi wollte unser Boot nicht mehr so richtig. Die Maschine wurde lauter und Kühlwasser trat nicht mehr aus. Die Fachleute unserer Crew tippten auf einen schadhaften Impeller. Sie hatten sogar recht, und die Suche nach einem Ersatz begann. Diese endete mit einem Anruf beim Vercharterer. So nach zwei Stunden trudelte ein Monteur an und hatte nach einer weiteren Stunde den Motor gerichtet.

In der Zwischenzeit haben zwei Mitglieder der Crew sich die Füße platt gelaufen, um so eine viereckige Flasche mit Obstwasser zu besorgen. Da der Aldi-Markt nur eine Sorte von diesem Wasser hatte, haben wir selbiges gekauft. Die begeisterten Zusprüche, wie wir dieses garstige Zeug anschleppen konnten und warum nicht eine andere Sorte, erweckten in uns nach dem Fußmarsch von fast einer Stunde ein Gefühl von Undankbarkeit. Da unsere anderen Vorräte zur Neige gingen, suchten wir eine Möglichkeit, diese wieder zu ergänzen. Der Aldi-Markt am Tiefen-See in Potsdam hat sogar eine Anlegestelle von ca. 30 Metern, und so sind wir mit unserem Boot zum Einkaufen gefahren. Die Jungens haben dann mal nachgesehen, ob andere Wasser-Sorten zu bekommen waren. Es gab jedoch nur diese eine Sorte, die wir ja schon geholt hatten. Und siehe da, im Laufe des Tages haben sich alle an den garstigen Geschmack gewöhnt und mit Begeisterung wieder Luft in die Flasche gefüllt.

 

Mittwoch, der 20.04.05

Das Wetter ist sonnig. Es ist kalt, so 5° und windig, Stärke 7.

Über den Landwehr- Kanal ging die Fahrt durch die Innenstadt von Berlin in Richtung Köpenick.

Es ist dieser Landwehrkanal, in dem immer die Leichen schwimmen! Wir haben nur zwei tote Ratten gesehen und eine menge Unrat und so wie auf den anderen Wasserstraßen in Berlin eine Menge Polenfrachter und kaum deutsche Schiffe, die lagen fest und warteten auf Ladung. Man kann nicht sagen, bei den Polenschiffen hält die Farbe das Schiff zusammen , denn Farbe war an diesen Schiffen streckenweise nicht vorhanden, aber Rost, viel Rost.    

In der Marina Müggelspree hatte man für uns eine Anlegestelle, so dass wir hier eine ruhige Nacht verbringen konnten.

 

Donnerstag, der 21.04.05

Es ist sehr kalt, trotz sonnigem Himmel. In der Nacht waren die Temperaturen 5° Grad unter 0 gefallen.

Um 10°° Uhr legten wir in Richtung Innenstadt ab. Das Ziel war die Anlegestelle am Märkischen-Ufer an der Fischerinsel. So gegen 13°° Uhr passierten wir den Historischen Hafen und eingedenk unserer Erfahrungen mit engen und flachen Brückendurchfahrten, haben wir unser Boot flacher gestaltet. Die Scheiben und das Verdeck über dem Steuerstand wurden tiefer gelegt. Dann fuhren wir mit einer Portion Hoffnung für ein gutes Durchkommen zu dem Liegeplatz an der Fischerinsel, wo wir vor zwei Jahren bereits waren. Bis auf den Flaggenstock, den eine Brückendecke passend geschliffen hatte, ging es gut. Der Flaggenstock ist nicht gebrochen, er ist nur etwas spitzer geworden.

Wie groß war dann unsere Enttäuschung, dass man dort nicht mehr anlegen durfte. Also drehten wir das Boot in die andere Richtung und suchten eine neue Sportbootliegestelle, die wir dann an der Friedrichstrasse, in der Nähe des Friedrichstadt-Palastes, fanden.

Karl-Heinz machte einen super Vorschlag: Manche Leute laufen sich in so einer Stadt die Füße platt, warum sollen wir nicht eine Stadtrundfahrt mit einem Bus und einem Stadtführer machen? Gesagt, getan. Die Fahrt dauerte 1,5 Std., und es wurde uns so manches über die Stadt näher gebracht. Am Berliner Dom sind wir ausgestiegen, haben uns ein Hotel, das Radisson, angesehen. Es hat im Eingangsbereich über vier Etagen ein Aquarium, durch das man mit einem Fahrstuhl in die oberen Etagen gelangen kann.

Nach dem wir uns im Nikolaiviertel einige interessante Geschäfte und das Rote Rathaus angesehen haben, ließen wir den Tag dann im Georgs-Bräu mit Essen, Trinken und guter Laune ausklingen.

 

Freitag, der 22.04.05

Sonne ohne Ende. Die Temperatur 12°     

Nach einem Frühstück mit frischen Schrippen, haben wir gegen 10°°Uhr abgelegt in Richtung Tegeler- See. Die Fahrt führte uns durch die Innenstadt am Reichstag ,dem Bundeskanzler-Amt und am Schloss Bellevue vorbei in Richtung Heimathafen. Unter der Beamtenlaufbahn sind wir auch gefahren, leider konnten wir sie nicht betreten, sonst ginge es uns heute besser. Wir befuhren noch den Tegeler-See und die neue Schleuse in Spandau. Um 17°° Uhr wollten wir das Schiff abgeben und uns dann auf die Heimfahrt begeben. Der Tag heute war noch einmal sonnig, und um 16°° Uhr hatten wir das Schiff fest am Steg. 29 Stunden haben wir insgesamt motort, und dabei 144 l  Diesel verbraucht, das sind ca. 5 l Diesel pro Stunde. Das Schiff haben wir noch sauber gemacht und danach mit etwas Wehmut unsere persönlichen Sachen in die Autos verstaut. Eine Kneipe am Hafen war dann unser Wartelokal. Mit der Zeit wurde es trotz Sonnenschein recht schattig. Als es 18 Uhr wurde, kam dann Herr Römer, der Vercharterer, um die Übergabe des Schiffes zu vollziehen. Das Schiff lag in den Festmachern, und er hat dann die Maschine auf Touren gebracht, um zu sehen oder zu hören, ob die Schraube eine Umwucht hatte. Da wir keine Grundberührung hatten, ging die Sache in Ordnung.

 

Auf der Rückfahrt begegneten uns an einem Autohof einige Schalke-Fans, die zum Spiel nach Berlin unterwegs waren. Die Schalker sind nicht ohne Blessuren davongekommen.

Wir jedoch sind heil und gesund zu Hause gelandet.

 

Wir haben uns sooo.. gut vertragen.

Woll`n wir es noch einmal wagen...???

 

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