Santiago de Compostela - Kap Finisterre - Muxia
Nach Santiago de Compostela, ganz im Nordwesten Spaniens, in Galicien gelegen, pilgern seit mehr als 1000 Jahren Millionen von Menschen zum Grab des Apostels Jakobus. Dort in Santiago endet auch der Pilgerweg, der sogenannte Jakobsweg, der Camino de Santiago, dessen Wurzel bis in die Zeit der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts zurückreicht. Viele Pilger gehen dann, sind sie einmal in Santiago angekommen, noch weiter zum Kap Finisterre, dem früheren Ende der Welt, und weiter nördlich nach Muxia, wo der Legende nach Maria in einem Steinschiff Jakobus während seiner Missionierung erschienen sein soll. Jakobus der Ältere war einer der zwölf Jünger Jesu, Sohn des Zebedäus und Bruder von Johannes. Der Legende nach ging er in die römische Provinz Hispania, dem heutigen Spanien, um dort zu missionieren. Mit wenig Erfolg kehrte er nach Palästina zurück und wurde dort schließlich, auf Befehl des Königs Herodes, im Jahre 43 geköpft. Auf wundersame Weise soll der Leichnam wieder nach Spanien gekommen und dort beigesetzt worden sein. Nach einer von verschiedenen Versionen brachten seine Jünger Athanasius und Theodorus den Leichnam auf dem Seeweg in sein Missionsgebiet nach Spanien und setzten ihn in einem Steingrab auf dem Gebiet der heutigen Stadt Santiago de Compostela bei.
Sein Grab wurde im
Laufe der Zeit vergessen und erst um das Jahr 800 wieder entdeckt. König Alfonso
II, der König von Asturien, ließ zu Ehren von Jakobus an der Fundstelle eine
Kirche erbauen, den Grundstein für die heutige Kathedrale und die Stadt Santiago
de Compostela. Dank des lukrativen Geschäftes entwickelten sich entlang des Weges, der zunächst von den Pyrenäen bis nach Santiago führte, Städte wie Pamplona, Puente de la Reina, Santo Domingo, Burgos, Sahagun, Leon und Astorga. Gleichzeitig bildeten sich Ritterorden, wie die Tempelritter, die sich um die Sicherheit der Pilger kümmerten. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich die Pilgerbewegung durch unterschiedliche Einflüsse. Die Blütezeit war die Zeit vom 11. bis zum 13. Jh., als täglich um die 1000 Pilger aus ganz Europa in Santiago eintrafen. Durch die Heirat der Königshäuser von Kastilien und Aragon und deren Zusammenlegung im 15. Jh., durch Pestepedemien, die Spaltung der Christenheit durch die Reformation, durch die Glaubenskriege im späten Mittelalter und durch die Unsicherheit des Weges ebbte die Pilgerbewegung in dieser Zeit stark ab. Im 18. Jh. waren Pilgerreisen wegen ihrer Nähe zum Aberglauben verpönt. Im Heiligen Jahr, 1867, fanden sich gerade mal 40 Pilger zum Festgottesdienst am 25. Juli in der Kathedrale ein. Leichte Ansätze einer Wiederbelebung der Pilgerbewegung fanden im spanischen Bürgerkrieg ein jähes Ende. Dennoch hat Franco Jakobus für seine Zwecke genutzt und ihn wieder zum Schutzpatron Spaniens ernannt. Erst mit der zaghaften Öffnung Spaniens in Richtung Europa kamen erstmals wieder religiös motivierte Pilger, besonders aus Frankreich, nach Santiago. Nach dem Tode Francos und der Demokratisierung Spaniens rückten das Jakobusgrab und der Jakobsweg wieder in das Bewusstsein der Menschen zurück. Papst Johannes Paul II. besuchte 1982, dem ersten Heiligen Jahr im demokratischen Spanien, sowie 1989 das Jakobusgrab. 1987 wurde der Camino de Santiago zum europäischen Kulturweg ernannt und 1993 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Seitdem steigt die Pilgerbewegung wieder stark an, so dass nun jährlich wieder zwischen 100 000 und 200 000 Pilger, mit der Jakobsmuschel als Erkennungszeichen ausgerüstet, die Jakobusstadt besuchen.
Schon früh wurde die Jakobuslegende angezweifelt. Die Pilger stört das bis
heute nicht. Ihr Glaube hat Santiago zum drittwichtigsten Pilgerziel der
Christenheit gemacht, neben Rom und Jerusalem. |