Von Puente de la Reina
nach Estella
7. Tag.
Sonntag,
den 22.03.2009
700 km - 677 km vor Santiago
Spruch des Tages:
Der Weg wächst
im Gehen
unter deinen Füßen,
wie durch ein Wunder.
Reinhold Schneider
Gestern noch auf stolzem Ross und heute dem totalen Zusammenbruch fast nahe.
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Aber der Reihe nach:
In Puente de la Reina sind wir um 7:30 Uhr gestartet. In der Stadt haben wir in einer Bar
gefrühstückt. Am Ende der Stadt erreicht man die Brücke der Königin aus dem
12. Jh. Es soll die schönste Brücke entlang des Caminos sein. Folglich wurden
hier viele Fotos geschossen.
Ich war zunächst sehr gut drauf, zumal ich gut geschlafen hatte. Nach einer halben Stunde ging es dann so stark bergauf, dass ich mehrmals anhalten musste, um wieder genügend Luft für den weiteren Anstieg zu tanken. Es war verteufelt schwer bis der Gipfel erreicht wurde. Dann kam der Abstieg. Dieser war noch schlimmer. Er führte über einen alten Römerweg, der mit Geröll aus kopfdicken Steinen gesegnet war. Es ging fürchterlich in die Beine. Man musste jeden Tritt gezielt setzen. Dann kam eine Anzeige, die bis Lorca noch 4 km auswies. Mir kamen diese vier km wie drei Mal gelaufen vor. Endlich gab es dort eine Bar, einen kleinen Metzgerladen, in dem man auch ein bocadillo und Getränke kaufen konnte.
Während unserer Pause wurden wir rein zufällig Zuschauer des Giro de Rioja, bei dem L. Armstrong sich einen Schulterbruch zuzog.
Die Beine wurden immer schwerer, und der Rucksack fühlte sich an, als sei er doppelt so schwer wie am Vortag.
Ein alter Römerweg |
Ich weiß nicht, was ich noch weglassen kann, denn ich habe schon ein Paket mit
ca. 2.5 kg Gewicht auf den Weg nach Hause geschickt.
In meiner Jackentasche hatte ich immer noch die Pfefferspray-Flasche. Ich warf
sie im hohen Bogen fort und wieder war ich ca. 150 Gramm leichter. Dieses wäre
mir dann bald zum Verhängnis geworden. Nach 10 Minuten, ich lief zu der Zeit
ganz allein, stand ganz plötzlich ein ganz großer "Bello" vor mir. Er schaute
mich misstrauisch an, während ich ihm gutmütig zuredete. Ich zeigte keine
Angst und ging mutig weiter. Als ich ganz nahe vor ihm stand wedelte er mit
dem Schwanz und hatte vor mir und meinem Walkingstock mehr Angst als
Vaterlandsliebe. Am Ende war er froh, eine paar Streicheleinheiten von mir
bekommen zu haben. Es ist also noch mal gut gegangen.
Alle anderen waren schon kurz vor
Estella und lagerten auf einer schönen grünen Wiese. Ich sollte mich
dazuhocken, um nach der Rast noch weitere 9 km zu
gehen. Ich glaube, wenn ich mich gesetzt hätte, dann wäre ich nicht wieder
hoch gekommen. "Ich gehe weiter bis zur Herberge, die nicht mehr weit sein
kann", habe ich gesagt. Michael, den ich vor zwei Stunden kennen gelernt habe,
folgte mir. Er hatte auch genug für heute.
Schon hinter der nächsten Brücke sahen wir das Hinweisschild zur Herberge. Ein netter
Herr, namens Miguel sprach uns an und brachte uns zur dorthin.
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Es war der Hospitalero. Michael und ich hatten Glück. Die Herberge ist gratis, am Abend wird für uns gekocht und morgen früh können wir hier auch frühstücken. Und das alles für eine Spende.
Miguel besorgte mir, obwohl heute Sonntag ist, einen Internetzugang in dem gegenüberliegenden Kirchengebäude. Erst wurde ausgiebig geduscht, und dann war der große Schmerz auch schon wieder vergessen.
Ich wollte heute Abend um 19 Uhr in der
Inglesia San Miguel aus dem 12. Jh. den Gottesdienst mit feiern.
Leider kam um 19 Uhr kein Pfarrer und so fiel unverschuldet die Sonntagsmesse
aus.
Und
morgen???. Dann geht es bestimmt mit frischem Mut weiter.
Schönen Dank für alle Eure Grüße
Euer Jakobspilger Karl
22.3.2009 bei 17:22
Hola Karl-Heinz,
Wolfgang hat mir deine lieben Grüße vom Weg ins Knappschaftskrankenhaus
zum Dienst überbracht. Danach haben meine Füße meine Meter von ganz
allein gemacht;-) Pass auf, dass deine Etappen nicht zu lang werden -
du brauchst noch viel Kraft bis Santiago!
Buen Camino Silvia
22.3.2009 bei 20:14
Hola Opa,
gut das der Hund dich nicht gebissen hat
aber hole dir zur Vorsicht doch besser ein neues
Pfefferspray, der nächste Hund könnte nicht so freundlich
sein!
Hoffentlich hast du morgen keinen Muskelkater
Alles Liebe, deine Anna