Von Cirinuela nach Belorado
11./12. Tag.
Donnerstag/Freitag, den 26./27.03.2009
587 km bis 558 km vor Santiago
Spruch
des Tages:
Umwege? Ja, Umwege
erhöhen die Ortskenntnis.
So wird Gehen zum
"Ich gehe wissen"
Meinrad Dufner
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Am 7. Tage sollst Du ruhen. So ähnlich schrieb mein amigo Arnold aus Toronto im Kommentar. Er hat recht. Ich nehme dazu aber den 12. Tag, um mich in dem hübschen Ort Belorado von den Strapazen zu erholen.
Pünktlich um 7:30 Uhr war ich gestern früh an der
Herberge bei meinen Freunden. Noch ein “muchas gracias und buen camino" und Pedro sauste davon.
Schon kamen Mama Roswitha, Tochter Elisabeth und Freund Thomas aus der
Steiermark, die ich nun schon seit Roncesvalles kenne, sowie Linde und
Wolfgang aus Wien aus der Herberge. Wir stiefelten sofort los, ohne noch auf
den Rest der Truppe zu warten, da man sich bei der nächsten Pause ohnehin
wieder trifft.
Seit ein paar Tagen knistert es zwischen Linde und Wolfgang. Wie sich
herausstellte sind sie kein Paar, sondern kennen sich so vom Wandern. Sie sind
grundverschiedene Typen und entsprechend verhalten sie sich auch. Linde fühlt
sich von Wolfgang vernachlässigt, er hat sie schließlich überredet mit zu
fahren. Wolfgang sieht das natürlich ganz anders. Linde wollte schon ein paar mal abbrechen.
Sie holte sich immer
Informationen von wo sie wohl die Rückreise antreten kann, walkt dann aber
immer weiter von Ort zu Ort mit. Ich wette, am Ende ist sie doch in Santiago.
Nun, ich wollte mir nicht die Probleme Anderer zu eigen machen. Daher versuchte ich
heute, mich immer mehr von der Gruppe abzusondern und ging wieder meinen
eigenen camino. Wir hatten für Belorado die Herberge "Quatro Cantores" verabredet. Es waren 22 km.
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Zunächst ging es durch eine schöne Landschaft und
kleine Dörfer. Jedes Dorf hat eine große Kirche, die aber leider alle
verschlossen sind. Sie werden meistens am Abend um 19 Uhr für die hl. Messe
geöffnet, genau eben zu dem Zeitpunkt, wo dem Pilger der Magen bis auf den
Schuhen hängt, denn vorher gibt es nichts.
Der dann folgende Weg war nicht schön. Er verlief viele km genau neben der N 120
und war wohl ein Abfallprodukt der Strasse. Nach vielen km entlang der Strasse
kam ich mir vor wie der Mann aus der Camel-Werbung, der meilenweit für eine
Zigarette läuft. Nur mit dem Unterschied, dass meine Schuhe noch nicht so
durchgelatscht sind. Ich laufe in meinen Banks wie auf Samtpfoten, bergrunter
und -rauf haben sie gute Krallen und auf der Ebene geht man wie auf Katzenpfoten.
Trotzdem verspüre ich seit zwei Tagen am linken Fuß einen Druck, der heute mit
jedem km schmerzhafter wird.
Diesen Schmerz, diesen Hinweis nehme ich ernst und verordne mir für heute eine
Ruhepause. Der Hospitalero willigte ein, dass ich noch eine Nacht bleiben
kann.
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Ich frühstückte noch mit den anderen und
verabschiedete sie. Danach sofort wieder ins Bett und bis 10 Uhr noch eine
gehörige Mütze Schlaf genommen. Danach habe ich erst mal in aller Ruhe ordentliche
Körperpflege gemacht, die dann und wann schon mal etwas vernachlässigt werden muss.
Nun sehe ich mir den Ort an. Es ist wieder ausgesprochen schönes Wetter, genau
so wie in den vergangenen Tagen. Blauer Himmel und um die 20 Grad. Was will
man mehr?
Ich habe den Ruhetag in Belorado richtig genossen.
Nachdem ich meinen Bericht in der Camino-Info fertig geschrieben hatte, stand
plötzlich Angela aus Barcelona hinter mir. Ich hatte sie seit Logrono nicht
mehr gesehen. Sie gab mir zu verstehen, dass sie sich auch bewusst von der
Gruppe getrennt habe. Wir aßen ein Pilgermenü zusammen im Restaurant neben der
Kirche. Sie hatte sich schon in einem anderen Albergue einquartiert. Wir
verabredeten uns für morgen früh um 9 Uhr, um gemeinsam nach San Juan de
Ortega zu walken.
Um 19 Uhr habe ich die hl. Messe besucht und habe wieder nach der Messe
gesungen aus dem GL. 845; Bewahre uns Gott…
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Zurück in der Herberge erwartete mich großer Trubel. Viele junge Leute aus
aller Herren Länder waren gekommen. Eine kleine dralle Italienerin schmiss den
Laden und kochte für alle.
Plötzlich hörte ich hinter mir: “Hola Karl”. Es waren Christian aus Arhus und
Gringo aus den USA, die ich schon in Estelle kennen gelernt hatte. Christian
hat weiterhin Probleme mit seinem Knie.
Da es hier im Ort ein ordentliches Internet gibt und ich Zeit hatte, wurde dieser Bericht mal etwas ausführlicher. Nochmals schönen Dank für die vielen Kommentareinträge. Ich hoffe, Ihr habt Verständnis, wenn ich von hier aus nicht darauf antworten kann.
Morgen geht es wieder in die Berge bis auf 1200 m nach Villafranca Montes de Oca.
28.3.2009 bei 11:33
Guten Tag lieber Camino - Karl-Heinz,
danke Dir für die Berichte. Arbeitsteilung: Du läufst und
wir lesen. Dich und uns rührt an was Deinen Mitpilgern so passiert. Danke, ich lese gern und warte auf den nächsten Bericht.
Gruß, Ulrich.
29.3.2009 bei 11:11
Hallo Karl- Heinz!
Mit großer Freude lesen wir deine Berichte. Am letzten Sonntag, dem 22.03. 09 hat der SCW einen Wandertag in der Haard gestaltet. Dadurch ist unsere Hochachtung für deine Pilgerreise noch gestiegen. Komm heil und gesund wieder!!
Liebe Grüsse: Monika & Ulrich
29.3.2009 bei 11:59
Hallo Karl-Heinz,
Respekt, Respekt, hast ja schon ein ordentliches Stück des Weges geschafft. Ich habe mir mal in Youtube einige Pilgerfilme angesehen, die ungefähr Deine Route zeigen. Alle Achtung! Übrigens habe ich ein Video, welches die Kathedrale in Santo Domingo samt Hühner zeigt. Es ist auch interessant zu lesen, dass Du Deine Mitpilger hier und da immer mal wieder triffst. Also weiterhin alles Gute auf Deinem Weg, Kraft, Stärke und Gottes Segen
Maria und Norbert