Von Belorado über Villafranca nach Burgos
13./14.Tag.
Samstag/Sonntag, den 28./29.03.2009
558 km - 505 km vor Santiago
Spruch des Tages:
Umkehr ist nicht die
Negation dessen,
was wir hinter uns haben,
sondern sie ist der fröhliche Aufbruch
zu dem, war wir vor uns haben.
Helmut Thielke
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28.03.2009
Punkt 9 Uhr treffe ich Angela auf dem Marktplatz.
Es regnet zum ersten Mal, und das in Strömen. Genau wie die Wettervorhersage.
Nur der Schnee fehlte noch. Nun habe ich zum ersten Mal alle Regenutensilien
angezogen; auch die Wandergamaschen. Alles hatte ich gut imprägniert, nur den Südwester nicht.
Der war sehr schnell durchgeweicht.
Wir verließen die Stadt den Pfeilen folgend. Irgendwann ging es über die
Strasse und wir liefen und liefen. Nach einiger Zeit stellen wir fest, dass
wir schon lange keinen Pfeil mehr gesehen hatten. Da kam der Griesgram aus
Bayern, dieser Hoenestyp, daher. Ich fragte ihn nach dem Pfeil, er brummelte
sich was in den Bart, und schon war er fort. Wir hätten ihm besser nicht
folgen sollen. Eine Stunde in die falsche Richtung und wieder zurück war die
Folge, und das bei strömendem Regen.
Wir gingen bis zur Straßenquerung zurück und sahen dort unseren Fehler. Wir
hatten einen Pfeil nach rechts übersehen. Der Regen hatte noch mehr zugelegt.
Nach einer halben Stunde kamen wir an die
Schneegrenze, und nun graupelte es mehr. Die Wege hier sind allesamt aus Lehm
bestehend. In den letzten Tagen waren sie bis auf die zurück gelassenen tiefen
Fußabdrücke vom letzten Regen gut begehbar. Nun ging es uns aber wie den
Vorgängern. Jeder Fußtritt sank 3 bis 4 cm in den Lehm ein. Die Schuhe saugten
sich richtig fest. Manchmal ging ich bewusst durch eine tiefe Pfütze, damit die
Schuhe wieder leichter wurden. Ging es etwas bergab, musste man aufpassen, dass
man nicht ins Schlingern kam und samt Rucksack eine Landung hinlegte. Es war für
mich sehr schwer, und ich merkte meinen rechten Fuß wieder.
Irgendwann fanden wir endlich eine Bar. Wir trauten uns gar nicht, sie zu
betreten, weil wir bis in den Kniekehlen mit Lehm beschmiert waren. Die Wirtin
kannte das, sie hatte überall Karton ausgelegt.
Von hier waren es noch 4 km bis Villafranca. Ich beschloss, dort für heute Schluss zu
machen. Unterwegs war noch eine Däne zu uns gestoßen. Angela und er wollten
noch weiter bis nach San Juan de Ortega. Das war auf dem schweren Boden noch
mal ein Anstieg um 300 m. In der Herberge hörte ich, dass dort oben 20 - 30 cm
Neuschnee gefallen sein sollen.
Ich sah ziemlich gerupft aus, als ich vor der Herberge stand. Anna Maria aus
Köln kam mir aus der Herberge entgegen und zeigte mir auf der
gegenüberliegenden Seite einen Wasserkran. Ich habe die Füße mit den Gamaschen
einfach unter den vollen Strahl gehalten bis sie wieder sauber waren.
Nach dem Duschen ging es schon wieder besser. Minni und ihr Mann, Anna-Maria,
Gringo aus USA und noch ein paar andere Peregrinos waren bis zum Abend noch
dazu gekommen. Die Holländerin Minni, die in Wirklichkeit Spanierin ist, kochte
für uns alle. Es gab ein gutes Pilgermenü mit leckerem Salat, Spaghetti mit
geschmortem Paprika, dazu Wein und Bier für 2.50 €.
29.03.2009
Da heute früh mein Fuß immer noch schmerzt, möchte ich ihm und auch mir nicht
noch solch eine Schlammschlacht zumuten. Es schneite und regnete wieder.
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Ich beschloss mit dem Bus nach Burgos zu fahren.
Genau um 1 Uhr war ich dort. Ich suchte ein Albergue in der Nähe der
Kathedrale. Auf dem Weg dorthin lernte ich Carmen aus Barcelona kennen. Wir
aßen gemeinsam zu Mittag, da die Herberge noch geschlossen hatte. In der
Herberge vor dem PC fand ich Wolfgang aus Wien wieder. Er erzählte mir, dass
Linde nun doch den Rückflug nach Wien angetreten hat. Schade eigentlich; sie
hätte den Weg bis Santiago sicher nötig gehabt, um mit sich selbst mal ins
Reine zu kommen. Ich wünsche ihr von hier aus, falls sie diese Zeilen jemals
lesen sollte, alles Gute.
Nun wollte ich die Stadt und vor allem die Kathedrale kennen lernen. Ich muss
sagen: “Ich bin davon tief beeindruckt”. Solch eine Kirche habe ich in meinem
ganzen Leben noch nicht gesehen. Es liegt wohl daran, dass Burgos seit über 1
000 Jahren Bischofs- und Erzbischofssitz ist.
Soeben habe ich noch einen angehenden Arzt aus Bonn in der Herberge kennen gelernt. Ich sagte
ihm mein Problem, und er verarztete mich sofort. Ich glaube schon Linderung zu
spüren. Hoffentlich hilft es. Am Abend um 19:30 Uhr habe ich die hl. Messe in
der Kathedrale mit gefeiert. Leider konnte ich dort meine Lieder nicht singen.
Danach sind wir zusammen mit Elke Tapas essen gegangen.
29.3.2009 bei 19:33
Hola Karl-Heinz,
Burgos ist schon eine ganz besondere Stadt. Wir waren im letzten Jahr auch sehr beeindruckt. Mit deinem Fuß, das hört sich gar nicht so gut an. Was hat der angehende Arzt gesagt? Ist es vielleicht eine Sehnenentzündung? Wenn ja würde ich dir raten lieber ein bis zwei Tage zu pausieren. Du kannst dich sicherlich erinnern….meine Tagebucheintragungen mit kaputtem Fuß.
Möge dir der Jakobus Flügel verleihen und die Wege nicht so matschig gestalten.
Ein ganz kräftiges “Fuß heil” wünscht Dir
Silvia
29.3.2009 bei 22:50
Hola,
dann drücken wir dir mal alle ganz feste die Daumen, dass es deinem Fuß morgen schon wieder besser geht.
Jürgen
P. S.: Ursel hat die heutige Wanderung über den Rotweinwanderweg sehr gut überstanden; Sie ist ja schon ziemlich fit für euren gemeinsamen Marsch
31.3.2009 bei 17:20
hallo Karl,
hoffe bei dir geht alles gut weiter, bin jetzt selber in Carrion und meine Beine tun ganz schön weh…
alles liebe Georg
1.4.2009 bei 23:47
Buen Camino Karl-Heinz,
nach Burgos wird es zunächst flach auf mittlerem Niveau.
Gruß Karl-Heinz aus Worms