Von Boadilla nach Carrion de los
Condes
18.Tag.
Donnerstag, den 02.04.2009
445 km bis 419 km vor Santiago
Spruch des Tages:
Sing und wandere,
am Ende deines Lebens
begegnest du
dem lebendigen Gott.
Augustinus
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Nach gutem Schlaf und Frühstück bin ich um 9 Uhr
Richtung Fromista gestartet. Es war wieder sehr kalt, obwohl die Sonne schien.
In Boadilla gab es außer der schönen Herberge und der Kirche, auf deren Turm
die Störche nisten, nichts. Erwähnenswert sind bestenfalls noch die
Taubenhäuser, aus denen der Kot der Tauben wahrscheinlich als Dünger vermarktet wird.
Aus dem Ort heraus bin ich bald auf den “Canal de Castilla” gestoßen, eine 207
km lange Wasserstrasse, die 1753 bis 1859 erbaut wurde. Auf ihr wurde Getreide
in Schiffen von bis zu 400 Maultieren getreidelt. Heute dient der Kanal der
Bewässerung der Ländereien. Zeitweise kam ich mir vor, als wenn ich von
Datteln nach Haltern am Kanal entlang trainiere.
Am Wehr vor Fromista, welches 14 Höhenmeter überwindet, wurde ich von einem
Kamerateam interviewt. In Fromista schmerzte mein Fuß wieder. Um ihn zu
schonen, wollte ich mir einen Bus suchen, der nach Carrion los Condes fährt. Die
Dame im Geschäft erklärte mir, dass der Bus erst wieder morgen früh um 6:30
Uhr fährt. "Na prima", dachte ich mir.
Gegenüber auf dem Platz stand ein Bus, in dem gerade viele junge Leute
einstiegen. Es war eine Schulklasse, die eine Exkursion entlang des Caminos
machte. Ich sprach die Lehrerin an. Wir verstanden uns zwar nicht wörtlich,
doch sie wusste, was ich wollte. Sie erklärte mir, wenn ich Zeit hätte, um mir
mit der Klasse einiges auf dem Weg anzusehen, könne ich mitfahren. So wurde
ich unverhofft Teilnehmer dieser kulturhistorischen Exkursion entlang des
caminos. Es wurde einiges besichtigt, u.a.
das Schleusenwehr und die Kirche “Iglesia de Nuestra Senora de la Virgen” in Villacazar de Sirga aus dem 12. Jh., in die ich
sonst niemals herein gekommen wäre. Zum Abschluss gab es in Carrion de los
Condes noch ein Abschiedsfoto mit der ganzen Klasse.
Ich suchte die Herberge im “Pfarramt Santa Maria del Camino” auf und wurde
herzlich von einer netten Nonne empfangen.
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Strenge Regeln herrschen hier:
19:30 Uhr hl. Messe, 21:15 Uhr Abschiedsworte, 21:30 Uhr wird die Tür
geschlossen und morgen früh muss ich bis um 8 Uhr wieder raus sein.
Nach der hl. Messe trank ich mir mit Andreas aus Paderborn, der auch Mitglied
im "Freundeskreis der Jacobspilger Paderborn" ist und auch an dem
Jahrestreffen im letzten November dort teilgenommen hat, noch ein Bier.
Als wir zurück kamen, wartete eine Überraschung auf uns. Die Schwestern holten die Gitarre raus, und wir sangen Lieder. Ich musste natürlich wieder meine Bestseller singen und am Ende noch das Jacobslied nach der Melodie “Schweige und höre.” Es wurde ein herrlicher Abend.
Also früh aufstehen. Morgen geht es dann richtig in die Meseta.
2.4.2009 bei 21:52
Hallo Karl-Heinz,
falls du meinen Eintrag noch vor Abreise bei den Schwestern lesen solltest, grüße sie bitte ganz herzlich. Sie können sich bestimmt an mich erinnern. Ich habe ihnen mehrere Lieder auf meiner Mundharmonika vorgespielt: “Großer Gott wir loben dich”, “Song of Joy”… u.a.
ACHTUNG!!! jetzt kommt die härteste Etappe, das war sie für mich jedenfalls…..eine Strecke die leerer als leer ist….12 km lang nur geradeaus und NICHTS!!! Aber du hast sicher schon davon gelesen oder gehört. Den Fuß schnall am besten dabei ab. Toi, toi, toi!!!
Silvia