Nach weiteren Tagen durch die Meseta nun in Leon

Von El Burgo-Ranero über Mansila de las Mulas nach Leon
22./24.Tag. Mo./Die./Mi., den 06./ 07./08.04.2009
362 km - 323 km vor Santiago

Spruch des Tages:

Erst mal gestartet.
Weiter und weiter laufen.
Der Weg ist der Sinn.
                      Ingo Cesaro

06.04.2009


Der erste Pilger zu Pferd

Der 22. Tag war noch ein Gang durch die Meseta. Bei der Suche nach der Herberge in Mansila de las Mulas stand ein alter Mann von der Bank auf und winkte mir zu. Er konnte nicht sprechen, er hatte wohl Kehlkopfkrebs. Er zeigte mir den Weg und und wünschte mir ein "buen camino". Ich sagte ihm: “Ich würde bei St. Jacques für ihn beten.” Er verstand und drückte mir die Hand. Der Hospitalero war ein Deutscher namens Wolf. Er war nicht nur Hospitalero, er half auch allen, die kranke Füße oder sonst welche Wehwehchen hatten. Mir legte er die Hand auf, und ich glaubte ein Kribbeln im Fuß zu verspüren. Am Abend lernten wir in der Herberge noch Claudia aus dem Schwarzwald kennen.

Von unterwegs gibt es wie an den Vortagen nicht viel zu berichten. Erwähnenswert ist vielleicht, dass ich dem ersten Pilger per Pferd begegnet bin. Er war Franzose und kam schon von Santiago und Finesterre zurück. Er war ein ganz harter Bursche. Jede Nacht schlief er bei seinem Araber-Hengst draußen im Freien, auch bei Schnee und Regen.

Des weiteren traf ich die erste Pilgerin aus Süd-Korea. Ich musste sofort an Schwester Berthilde denken und habe ihr die Geschichte erzählt. Daher von hier aus herzliche Grüsse an Schwester Berthilde in Korea und auch an Schwester Ursula in Berlin. Ich werde heute in der Kathedrale von Leon für Euch eine Kerze anzünden.


Claudia, die Koreanerin und Andreas
im Straßengraben nach Querung der Autobahn

07.04.2009
Gestern gab es auf der Etappe zwei sehr kritische Situationen. Die Passage der schmalen Brücke in Puente Villarente war lebensgefährlich. Es herrschte reger Autoverkehr, und gegen die tief stehende Sonne konnten wir Pilger von den Autofahrern kaum erkannt werden. Der Gehstreifen auf der Brücke betrug nur 30 cm. Am Ende bin ich um mein Leben gerannt, um aus dieser Gefahrenzone heraus zu kommen.

Noch gefährlicher war die vierspurige Autobahnquerung vor Leon. Die Autos kamen mit hohem Tempo und wir mussten zur anderen Seite hinüber. Ein Fahrer hatte ein Einsehen. Er betätigte die Warnblinkanlage und signalisierte uns mit seinem Fernlicht, dass wir die Strasse queren sollten. Nun nur schnell rüber. Es hat geklappt. Danach ging es ein paar hundert Meter durch den Strassengraben entlang der Autobahn. Wie wäre das wohl bei starkem Regen ausgegangen? Jacobus war mit uns und hat uns beschützt.

Bei der Suche nach der Herberge in Leon nahm mich eine alte Frau an die Hand und ließ mich erst wieder los, als wir vor der Herberge standen. Sie drückte und küsste mich und wünschte mir einen "buen camino". Zurück gab es ein freundliches "muchas gracias".


Kathedrale Leon

In der Herberge der Benediktinerinnen wurden wir freundlich empfangen. Hier herrscht Ordnung. Jungen bei Jungen und Mädchen bei Mädchen. Und das alles einschließlich Frühstück gegen eine Spende. Im Hof der Benediktinerinnen wurden schon Vorbereitungen für die Prozession getroffen.

Nun ist die Karwoche angebrochen, und das hat für Leon eine besondere Bedeutung. Im Funk und Fernsehen werden die beachtlichen Prozessionen übertragen, bei denen überlebensgroße Darstellungen vom Leiden und Sterben Jesu durch die Straßen getragen werden. Diese Stationen werden jeweils von 80 Männern in schwarzen Kapuzen getragen, die zum Teil barfuss gehen. Das alles jeden Tag bis Ostern. Während bei uns die Kar-Woche die Hauptfastenzeit ist, wird hier in Leon und auch anderswo in Spanien tüchtig gefeiert. Die Hotels sind alle ausgebucht. Die ganze Stadt, bisher die schönste auf dem ganzen camino, war voller Menschen. Gestern war der Tag der Vergebung. Einem echten Gefangenen wurde Vergebung erteilt; er wurde freigelassen.

In den vielen Bars in der Innenstadt wurden Tapas gegessen, "vino tinto" und "cerveza" sowie “Limonada”, ein besonderes Getränk, welches es nur zu diesen Festtagen gibt, getrunken. Da wir Hunger und Durst hatten, beteiligten wir uns auch daran. Raul, der junge Spanier, den ich in Belorado kennen gelernt und auch seitdem schon mehrfach wieder getroffen hatte, nahm uns mit. Er kannte die Geflogenheiten, und so sind wir an diesem Nachmittag von einer Tapasbar zur anderen gezogen. Überall wurde etwas verzehrt und getrunken. Am Abend, nach der Prozession waren die Bars alle überfüllt und man bekam keinen Fuß mehr an den Grund. Für uns war das nicht weiter wichtig, denn unsere Herberge schloss um 22 Uhr.


08.04.2009
Heute habe ich einen Ruhetag gemacht und habe mir die schöne Stadt, die große Kathedrale aus dem 13. Jh. und die "Real Basilika de San Isodoro" (10.-12. Jh.), sowie das dazu gehörige Museum in Ruhe angesehen. Es ist immer noch ganz tolles Wetter. In der Frühe habe ich Claudia, Andreas und millo verabschiedet. Sie müssen nun schneller werden, da ihr Flieger früher zurück fliegt. Am Abend kamen dann die nächsten Prozessionen. Sie waren einfach gigantisch. Man kann es gar nicht beschreiben. Dieses Mal wurde eine Prozession von den Benediktinerinnen ausgeführt.


Prozession

Ich habe viele Fotos und auch Videos gemacht. Die Stadt war wieder zum Bersten voll. Zurück in der Herberge, dort war die Hölle los. Alle 140 Betten waren belegt. Trotzdem verlief die Nacht recht ruhig oder ich habe nicht gehört, wie ich geschnarcht habe. Nur in den Morgenstunden wurde die Luft doch ziemlich dick, und ich habe ein Fenster geöffnet.

Da ich nicht weiß, wann ich wieder einen Internetanschluss finden werde wünsche ich schon heute meiner lieben Familie sowie allen meinen Freunden und Bekannten ein frohes und segensreiches Osterfest. Das Gleiche wünsche ich auch den Mitgliedern der Gemeinde St. Josef, Pfarrer Kreiss und auch meinem Chor, dazu noch ein “gut sang” an den Feiertagen.

Morgen geht es weiter, denn ich möchte Ostern in Astorga feiern.

 

4 Antworten auf “Nach weiteren zwei Tagen Meseta nun in Leon”

  1. Ramona Vauseweh sagt:                        Redakteurin von "Oer-Erkenschwick erleben"
    8.4.2009 bei 13:19

    Lieber Herr Wewers,

    einen lieben Gruß an Sie aus dem sonnigen Hamburg! Es macht Spaß, von den Erlebnissen, Begegnungen und Erfahrungen Ihrer Pilgertour zu lesen — ich freue mich auf jeden neuen Bericht.

    Weiterhin einen guten Weg und die besten Wünschen für ein gesegnetes Osterfest
    Ihre Ramona Vauseweh

     

  2. Anni sagt:                                                        Eine Jakobspilgerfreundin
    8.4.2009 bei 23:39

    Lieber Karl-Heinz,

    vorgestern habe ich versucht dir einen Kommentar zu hinterlassen. Scheinbar ist dieser aber leider nicht angekommen, deswegen versuche ich es erneut.

    Zunächst herzlichen Dank, für deine gute und spannende Berichterstattung. Eigentlich ist der PC nicht so mein Ding, aber du schaffst es fast jeden Tag, dass ich deine Einträge lese. Seit Sahagun bist du ja unser “Vorläufer”, deswegen ist es besonders interessant zu lesen, was jetzt kommt. Gut, dass du auf deine Gesundheit achtest und auf deine Füße “gehört” hast. Sicher haben sie sich langsam an die Strapazen gewöhnt. Ich wünsche dir weiterhin nette Begegnungen und gute Laune auf deinem Weg. In den nächsten Tagen will ich auch hören, wie es deiner Frau geht.

    Buen Camino, frohe Ostertage und viele herzliche Grüße von Anni.
     

  3. Cordula sagt:                                            Meine Schwiegertochter
    9.4.2009 bei 23:34

    Hallo, Kalla,

    natürlich verfolge auch ich Deine Reiseberichte mit Interesse! Wenn wir uns wiedersehen, erkennen wir uns wahrscheinlich kaum wieder, denn während Du sicher immer drahtiger wirst, werde ich immer runder, aber wir scheinen uns ja beide wohl zu fühlen auf unserem jeweiligen Weg :-)
    Macke und ich wünschen Dir ein ganz besonders schönes Osterfest, weiterhin alles Gute, Cordu
     

  4. Alexander sagt:                                         Segelfreunde
    10.4.2009 bei 11:02

    Hallo Karl-Heinz, wir beiden Knauthes wünschen Dir ein frohes
    und unter netten gleichgesinnten Pilgern auch ein fröhliches
    Osterfest. Während der Feiertage wirst Du doch bestimmt die Zeit finden, einen oder zwei Ruhetage einzulegen.
    Weiterhin Kraft, Gesundheit und Ausdauer
    wünschen
    Inge und Alexander

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