Eisenstein aus der Haard am Cruz de Ferro niedergelegt

Foncebadon bis El Acebo
30. Tag. Dienstag, den 14.04.2009
243 km bis 232 km vor Santiago
 

Spruch des Tages:

Zehn Tage
mit einem auf den Weg sein,
das ist wie zehn Jahre
mit einem leben.
                   Jacques Lanzmann

In der letzten Herberge waren außer mir noch Monika aus der Schweiz (Ich nannte sie fortan mein Töchterli aus der Schweiz) und eine Spanierin. Der Hospitalero hat uns Abendbrot und Frühstück gemacht.


Foncebadon

Im Ort gab es nur die drei Herbergen und ein paar Häuser, alle anderen Häuser waren eingefallen. Wir ließen es uns am Abend gut schmecken. Von der Menge, die aufgetischt wurde, wären glatt noch fünf weitere Pilger satt geworden. Irgendetwas ist mir aber nicht bekommen. In der Nacht merkte ich schon den Klos im Magen und ab 6 Uhr kam ich nicht mehr von der Toilette. Mir ging es richtig schlecht. Monika hatte "Gott sei Dank" gute Tabletten dabei.
Ich wollte trotz der Beschwerden unbedingt diesen Ort verlassen. Die ganze Nacht hat es geregnet. So zog ich zum 2. Mal in vier Wochen die Regenkleidung an. Monika begleitete mich, und ich war froh den Weg nicht allein machen zu müssen. Bis zum Cruz de Ferro ging es auf 1531 Höhenmeter rauf.


Die Berge waren in Wolken gehüllt, aber es regnete nicht mehr. Hin und wieder zeigte sich schon mal die Sonne.  Um 12 Uhr hatten wir das "Cruz de Ferro" erreicht. Es ist schon eine mystische Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass in über 1.000 Jahren Millionen von Pilgern hier ihre Last in Form eines Steines abgelegt haben.  Ich hatte mir schon Wochen vor meiner Abreise einen Eisenstein, mit dem unsere Vorväter die Dielen und Tennen gepflastert haben, aus der Haard mitgebracht. Dieser Stein aus Oer-Erkenschwick liegt nun mit Millionen von anderen Steinen am Cruz der Ferro. Er braucht sich aber nicht allein zu fühlen, denn Wilhelm Leugers hat vor zwei Jahren ebenfalls einen Stein aus Oer-Erkenschwick niedergelegt und Anni Laukötter wird es bestimmt in diesem Jahr auch noch machen, denn sie startet zu ihrer 2. Hälfte des Jakobsweges zusammen mit Silvia Schubert am 01.06. dieses Jahres.


Cruz de Ferro

Nachdem wir uns von unserer Last befreit hatten, ging unser Weg weiter nach Manjarin, wo nur noch eine notdürftig reparierte Hütte an die guten Jahre dieses Ortes erinnert. Alle anderen Häuser sind zerfallen. Ich verstehe die Spanier nicht. Solch ein historisches Dorf nicht wieder aufzubauen ist eine Schande, zumal der camino jedes Jahr über 100 000 Pilger hier her bringt. In Frankreich wäre das längst geschehen.

Nun geht es stark bergab. Die Füße wollen einfach nicht mehr, obwohl wir jetzt einen Abstieg bis auf 1.154 m vor uns haben. Wir liefen schon mehr auf der Strasse, da die Wege nach dem heftigen Regen total ausgespült waren. Monika lief weite Strecken sogar rückwärts, da ihre Knie wieder schmerzten.

In dem Albergue in El Acebo angekommen machte mir Anna, die gute Fee, und Helferin des Hospitaleros, einen Kamillentee und versorgte mich mit Zwieback, danach brauchte ich nur noch ein Bett. Nach drei Stunden Schlaf wachte ich wieder auf. Es ging mir noch schlechter als zuvor. Ich glaubte schon an eine Vergiftung. Wenn mir jemand angeboten hätte mich zum nächsten Hospital zu fahren, hätte ich sofort zugestimmt. Gedanklich war ich schon fast beim Abbruch meiner Pilgerreise. Anna machte mir noch etwas Reis, den ich aber auch nicht herunter bekam. Ich nahm noch eine Paracetamol und bin um 9 Uhr ins Bett gegangen und wohl sofort eingeschlafen.

3 Antworten auf “Eisenstein aus der Haard am Cruz de Ferro niedergelegt”

  1. macke sagt:                                        Mein Sohn
    14.4.2009 bei 22:21

    Über 1500 Höhenmeter - Wahnsinnsleistung.
    Da schmerzen die Füße wahrscheinlich auch zu Recht.
    Gestern haben wir noch die Mama in OE besucht - Sie macht die Oerer Felder auch unsicher und trainiert für Eure gemeinsamen Etappen.

    Liebe Grüße aus Angermund
    von
    Macke und Cordu
     

  2. Lydia Beutin sagt:                            Eine Jakobspilgerin aus 2008
    15.4.2009 bei 12:54

    Lieber Karl-Heinz,
    ich bin Französin, in Berlin lebend. Letztes Jahr am 9. April bin ich von St.-Jean-Pied de Port losgelaufen. Am 15. April war ich in Estella. Ich kam in Santiago am 13. Mai 2008 an. Ich lese Ihren Bericht mit großem Spaß und laufe mit! Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute Zeit und vielen schönen Begegnungen. Vielen Dank für Ihren Bericht.
    Buen Camino,
    aus Berlin,
    Lydia Beutin

     

  3. Lisa Schnettger sagt:                       Ein Gemeindemitglied aus St. Josef                            
    15.4.2009 bei 16:04

    Habe gerade alle ihre Berichte gelesen und bin sehr davon angetan. Ich wünsche ihnen weiterhin alles gute und “GUT ZU FUß” Viele Grüße Lisa Schnettger

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