Zwei schwere Aufstiege und ein leichter Abstieg
Villafranca del Bierzo über
La Faba und Fonfria nach Samos
33./35.Tag.
Fr./Sa./So., den 17. bis 19.04.2009
192 km - 132 km vor Santiago
Spruch des Tages:
Der Langsamste,
der sein Ziel nicht aus den Augen verliert.
geht immer noch geschwinder als der,
der ohne Ziel herumirrt.
Gotthold Ephraim Lessing
17.04.2009
In Villafranca bin ich schon um 7:15 Uhr aufgebrochen. Der Weg führte zunächst
entlang der Landstrasse.
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Santiago kommt immer näher, aber Jakobus ist schon lange bei mir und hilft. Bei einer Rast in einer Bar kam ich mit der netten Wirtin ins Gespräch. Sie sprach fließend deutsch, da sie 32 Jahre in der Schweiz gearbeitet hat. Wir tauschten Erfahrungen vom Jakobsweg aus. Als ich ihr sagte, dass ich nun in das nasse Galicien komme und ich mir in Ponferrada gern einen Schirm gekauft hätte, die Geschäfte aber alle noch geschlossen hatten und vorerst keine größere Stadt kommt, in der ich einen erwerben kann, fragte sie mich: “Willst du einen haben”? Ich sagte: “Claro”. Sie verschwand zu ihrem Auto, holte einen ganz neuen Schirm heraus, streifte die Schutzhülle ab und drückte ihn mir in die Hand. Sie drückte mich, wünschte mir ein “buen camino” und war schon wieder hinter der Theke verschwunden, ehe ich “gracias” sagen konnte.
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Weiter unterwegs stieß ich dann auf Josef und Willi, die ich gestern abend beim Essen kennen gelernt hatte. Ich war in Villafranca del Bierzo in der Herberge direkt unterhalb der Kirche. Diese Herberge ist einfach ein “uss” auf dem camino. Sie ist zwar sehr rustikal aber die Gemeinschaft und dass Kennen lernen weiterer Pilger überwiegt dort alles. Überhaupt ist es beim camino nicht nur der Weg und das Ziel was zählt, sondern es sind auch die vielen Begegnungen mit Pilgern aus aller Herren Länder. Man begrüßt sich mit Vornamen und schon beginnt ein ganz offenes Gespräch, was man zu Hause mit wildfremden Menschen niemals machen würde. Alle haben das Bedürfnis etwas los zu werden. Man hat wundersame Begegnungen.
Bis km 173 war der Weg heute einfach. Auf den letzten 5 km wurde dann allerdings alle Energie abgerufen. Der Weg wurde steil, er war lehmig, steinig und von Kuhfladen übersäht, da er dem Auf- und Abtrieb der Kühe diente. Um 15 Uhr sind wir total entkräftet in der Herberge La Faba auf 916 m Höhe angekommen. Nach dem Essen mit Heinrich aus Wuppertal, Christel und Siegfried aus Karlsruhe und Willi und Josef aus Oberösterreich lag ich um 9 Uhr in meiner Koje.
18.04.2009
Heute früh ging der steile Aufstieg sofort weiter. Der camino verlangt
einfach alles von dir.
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Es ging hoch nach O Cebreiro bis auf über 1.300 m. Wieder solch ein steiniger und schlammiger Weg. Oben angekommen lag O Cebreiro so in Wolken eingehüllt, dass es sich nicht lohnte, Fotos zu machen. Es gab immer wieder mal leichten Sprühregen. Nun war ich froh, den Schirm zu haben.
Unterwegs wurde Heinrich tatsächlich von einem Hund in den Allerwertesten gebissen. Er hat es aber überstanden. Während Willi, Josef und Heinrich noch nach Triacastela absteigen wollen, höre ich auf meinen Körper und quartiere mich in der Herberge in Fonfria ein. Nachdem ich eine Stunde geschlafen habe, kamen Christel und Siegfried auch an. Gegen Abend gesellte sich noch Petra aus Mönchengladbach, die Bauarchitektin dazu. So bin ich auch heute abend nicht ganz allein. Die Herberge in Fonfria war gut. Sie hat gute Betten, und wir haben zusammen gut gegessen.
19.04.
Seit gestern bin ich nun in dem angeblich regnerischen Galicien, und heute
früh lacht die Sonne wie sie nur kann. Alle Wolken von gestern sind
verweht. Christel und Siegfried laufen schon vor.
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Ich gehe mit Petra den
Abstieg nach Triacastela. Dort gabelt sich der Weg. Links geht es über
einen Umweg zum Kloster Samos. Diesen Weg, wenn auch weiter, sollte man
nicht auslassen und die Besichtigung des Klosters auch nicht. Das Kloster
“Monasterio de Samos” wurde im 5./6. Jh. gegründet und gilt damit als
eines der ältesten Kloster der westlichen Welt. Seit dem 10. Jh. gelten
die Ordensregeln der Benediktiner. Im 16. Jh. erlebte das Stift seine
Blütezeit, es sollen bis zu über 600 Mönche dort gelebt haben. Zu sehen
sind das romanische Portal aus dem 12. Jh., der gotische Kreuzgang mit
einer Länge von 56 x 56 m sowie die Klosterkirche aus dem 18. Jh., die
mit einer Orgel von 3850 Pfeifen bestückt ist.
Bei der Führung trafen wir Christel und Siegfried wieder. Wir besuchten um
8 Uhr die hl. Messe und aßen gegenüber der Herberge sehr leckeren Fisch.
Der Weg über Samos hatte sich auf jeden Fall gelohnt.
Morgen werde ich die 100 km-Grenze vor
Santiago angreifen.
20.4.2009 bei 13:23
Kalla, alter Sprössling
da bist Du mal wieder. Ich hatte mich schon gewundert wie Du die letzten Tage überstanden hast weil dieser Teil der Strecke als ‘camino duro’, der anstrengenste Abschnitt, bekannt ist. Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Die Zielgerade ist in Sicht. Weiterhin, buen camino
Arnold
20.4.2009 bei 21:25
Hola Karl-Heinz,
wir melden uns aus unserem Urlaub gesund und erholt zurück.
Wahrscheinlich hast du die magische Schallmauer bereits durchbrochen und schreibst nur noch über zweistellige KM-Angaben. Respekt, jetzt hast du es ja fast geschafft. Ursel trainiert auch weiterhin fleißig, so dass ihr ab der nächsten Woche sicher noch einen schönen Abstecher zum “Ende der Welt” machen könnt.
Buen camino
Jürgen
21.4.2009 bei 13:18
Ich denke die 100 ist nun geknackt!
SUPER!
Nach 4 Tagen Gartenarbeit fühle ich mich auch wie auf dem “Camino”. Doch nun sind Bodenbearbeitung, Randsteine, Terrasse, Gehwege und Rollrasen kein Thema mehr… Jetzt wird der Garten bei tollem Wetter genossen.
Ursel wird evtl. schon Montags zu uns kommen, dann kann Sie am Dienstag ganz entspannt “nach” Mallorca fliegen oder vielleicht auch noch weiter.
Liebe Grüße auch von Cordu
Macke