Von Samos über
Sarria-Barbadelo nach Portomarin
36. und 37. Tag.
Montag/Dienstag, den 20./21.04.2009
132 km bis 94 km vor Santiago
Spruch des Tages:
Ein Pilger
kehrt nie nach Hause zurück
ohne ein Vorurteil weniger
und eine Idee mehr.
Thomas Morus
|
20.04.2009
Heute früh war ich schon um 7 Uhr auf den Beinen. Gegenüber der Herberge
habe ich gut gefrühstückt. Petra hat den direkten Weg nach Sarria gewählt,
während ich den Umweg über Veiga de Reiriz genommen habe. Zunächst war Nebel, gegen Mittag kam die Sonne heraus. Nun erlebt man das angeblich so
regnerische Galicien im Frühling bei schönstem Wetter.
Galicien ist gegenüber dem, was ich bisher in Spanien zu sehen bekommen habe, völlig
anders. In den Pyrenäen war die Topographie sehr schroff. Dann ging es durch
das schöne Navarra und Rioja. Irgendwann kam dann die Meseta mit ihren
weit reichenden Flächen und den aus Lehm gebauten Häusern. In den Bergen von
Rabanal bis O Cebreiro war es wie im Voralpenland, wobei hier alle
Häuser aus Naturstein gebaut sind. In Galicien wird wie bei uns gebaut. Die
Gegend sieht aus wie im Allgäu, wobei die Parzellen wie in Irland durch
Jahrhunderte hindurch aufgeschichtete Steine abgegrenzt sind. Es ist hier eine
schön anzusehende Fauna und Flora; saftige Wiesen, auf denen Kühe, oftmals wie
im Allgäu mit Kuhglocken, weiden. Die Gegend ist durch und durch von der
Landwirtschaft geprägt.
|
In Sarria fand ich einen Outdoor-Laden mit gutem Sortiment. Obwohl die Sonne
den ganzen Tag schien, habe ich mir einen Regenponcho gekauft. Ich erwarte
immer noch das galicische Wetter.
Am Abend war ich in der Herberge in Barbadelo. Als ich ankam, waren
Christel und Siegfried schon da. In der Herberge gab es nichts. Keinen Löffel,
keine Tasse, keinen Topf, geschweige denn etwas zu essen, obwohl eine schöne
Küche eingerichtet war. Gut, dass ich noch etwas Brot und Käse bei mir hatte.
Das Bett neben mir bezog Helena aus Estland, aus Tallin. Sie konnte etwas deutsch und so hatten wir uns allerhand zu erzählen.
Wir verabredeten, morgen zusammen bis Portomarin zu gehen. Ab 9 Uhr war dann Schlafen angesagt.
21.04.2009
4 Uhr, 5 Uhr und 6:30 Uhr wach geworden. Helena war auch schon wach und packte
ihre Sachen. Ich wartete noch etwas, damit wir uns nicht im Wege standen.
Unten im Aufenthaltsraum haben wir noch mal etwas Brot und Käse gegessen und dann nichts
wie weg.
Helena war schon vorgegangen und ich holte sie irgendwann wieder ein. Christel und Siegfried hat auch nichts mehr gehalten. Helena hat große Blasen an den Füssen und beim Abstieg schmerzt ihr Knie. Unterwegs bei einer Rast haben wir ihr die Füße behandelt. Ich habe ihr von meinem Blasenpflaster gegeben, da ich es wahrscheinlich ohnehin nicht mehr gebrauchen werde.
|
Auf dem Weg gab es herrliche Wanderwege bis Portomarin. Wir haben mehrmals unterwegs Rast gemacht, um bei dem schönem Sonnenschein die Gegend zu genießen. In Portomarin bin ich in der Herberge “Ferramentio” eingekehrt. Helena wollte sich heute ein Hostel leisten, um ihre Füße mal richtig zu pflegen. Die Herberge ist zwar mit 120 Betten sehr groß, aber absolut perfekt. Heute haben wir hier aber nur mit ca. 20 Peregrinos übernachtet. Man bekommt alles und hat von hier einen schönen Blick über den Stausee. Dieser wurde in den sechziger Jahren angelegt. Dabei ist das ganze Dorf geflutet worden. Lediglich die Kirchen San Pedro und San Nikolas wurden Stein für Stein abgetragen und im neuen Ort wieder aufgebaut. Der neue Ort ist nett, aber auch gut überschaubar. Am Abend habe ich im Ort leckeren Fisch gegessen.
Heute habe ich die Schallmauer von 100 km vor Santiago durchbrochen. Nun geht es mit schnellen Schritten bald zu Ende, bis Ursel am 28.04. kommt. Dann werden wir zusammen die Kathedrale besuchen und gemeinsam nach Finesterre wandern. Bis auf den Fuß, der immer noch etwas Schmerzen bereitet, fühle ich mich topfit.
21.4.2009 bei 16:53
Kalla, Superpilger
ich kann mir Deine Begeisterung über Galicien gut vorstellen. Als Adrian die Route von Salamanka nach Santiago pilgerte beeindruckten mich seine herrlichen Bilder vom grünen Galicien. Dabei nahm ich mir vor, wenn, ja wenn ich mal nach Santiago wandern wollte, dann wäre mein Vorzug die Südroute mit der uralten Universitätsstadt Salamanka als Ausgangspunkt. Ganz davon abgesehen ist es eine viel kürzere Strecke … besser für noch junge aber erfahrene Greise.
Also Kalla, genieße Deine noch ‘freien Tage’ im grünen Galicien.
Arnold