Palas de Rei bis Melide
39. Tag.
Donnerstag, den 23.04.2009
69 km bis 54 km vor Santiago
Spruch des Tages:
Wenn ihr morgen sterben
müsstet auf
diesem Weg, dann sagt euch, dass
euer Leben erfüllt ist, denn ihr wäret ge-
storben bei der Suche nach dem Absoluten.
Und wenn Ihr nach Hause kommt, sagt,
dass ihr immer noch auf dem Weg seid,
und dass ihr von jetzt an immer dort seid;
denn das ist ein Weg, der kein Ende kennt.
Wisst es und vergesst es nie.
Jose Maria Maroquin,
früher Pfarrer in San Juan Ortega
Habe heute Nacht habe ich schlecht geschlafen. Nach 8 Uhr am Abend essen gehen, wie es hier in Spanien üblich ist, bekommt mir einfach nicht.
Heute Nacht war ich zusammen mit vier Mädels zwischen 25 und 35 Jahren in einem Zimmer untergebracht. Der Oldie war der Hahn im Korb. Alle bewunderten meine Leistung. Sie waren der Meinung, dass die ältere Generation solche Strapazen einfach besser wegsteckt.
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Santiago kommt immer näher. Alle fangen nun an zu grübeln, was in Santiago oder nach Santiago wohl auf sie zukommt. Jeder empfindet es anders. Johanna hatte ich schon in El Acebo, dort wo es mir so schlecht ging, kennen gelernt. Sie hofft darauf, dass es in Finisterre nicht regnet wenn sie dort ist, damit sie eine Nacht in ihrem Schlafsack am Strand schlafen kann. Helena aus Tallin war auch wieder da. Sie ist gestern die 25 km nur in Badelatschen gelaufen. Sie hat die Füße total kaputt. Sie ist halt hart im Nehmen und gleichzeitig als Minimalist mit einem Rucksackgewicht von 5 kg unterwegs. Sie hat im Grunde nur das mit, was sie an hat. Dann war da noch die Spanierin, die aber keinen Kontakt mit den anderen suchte. Sie hat gestern nur drei Stunden den PC blockiert. Außerdem war da noch Steffi, die Winzerin aus Mainz. Sie möchte am liebsten an Santiago vorbei laufen und dort niemals ankommen. Aber auch ihr Flieger hebt irgendwann ab, und dann ruft die Pflicht wieder. Ich bin dagegen noch ganz relaxt, da ich weiß, dass es nach Santiago zusammen mit Ursel weitergeht nach Finisterre.
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Gestern wurde zum erstem Mal meine Altersgrenze geknackt. Endlich habe ich auf dem camino jemanden gefunden, der älter ist als ich. Es ist Erika, eine Österreicherin, die seit 50 Jahren in Toronto, in Kanada lebt. Sie ist 80 Jahre alt und kommt seit Jahren jedes Jahr hierher um ein Stück auf dem camino zu laufen. Im letzten Jahr ist sie gestürzt und hat sich die Hüfte gebrochen, in diesem Jahr ist sie schon wieder hier und läuft täglich ihre 7 bis 10 km.
Nun sind alle meine Mitschnarcher auf und davon, jeder für sich. Auch ich versuche seit gestern, die Strecke nach Möglichkeit allein zu laufen, und will dies bis Santiago auch so weiter machen. Gespräche hat man inzwischen genug geführt, nun möchte ich die letzten Tage, in denen ich noch ohne Ursel bin, für mich ganz allein haben.
Es ist ganz tolles Wetter. Saß soeben im Garten des Albergue und schrieb diese Zeilen . Heute will ich mir viel Zeit lassen und nur eine Strecke von 15 km bis Melide gehen. Die gestrige Etappe steckt mir doch noch etwas in den Knochen.
23.4.2009 bei 16:18
Kalla, Du rüstiger Greis
endlich hast Du die richtige Konkurrenz getroffen und dann noch vier Frauen auf einmal. Glück muss man haben. Da Du im Endspurt bist und auf Sendepause umschaltest rufe ich Dir aus Toronto mit Begeisterung zu “Bien Venido, Amigo”.
Schrittmacher Arnold
23.4.2009 bei 18:58
Lieber Karl-Heinz,
du hast es bald geschafft. Eine ganz, ganz tolle Leistung in deinem Alter. Wenn ich mich im Moment so betrachte könnte ich die 80-jährige Dame werden, so Gott will.
Hier noch etwas Schönes von Peter Müller:
“Ein Fluss wollte durch die Wüste zum Meer. Aber als er den unermesslichen Sand sah, wurde ihm angst und er klagte: ”Die Wüste wird mich austrocknen und der heiße Atem der Sonne wird mich vernichten oder ich werde zum stinkenden sumpf.” Da hörte er eine Stimme, die sagte: ”Vertraue dich der Wüste an.” Aber der Fluss befürchtete: ”Bin ich dann noch ich selber? Verliere ich nicht meine Identität?” Die Stimme aber antwortete:” Auf keinen Fall kannst du bleiben, was du bist.”
So vertraute sich der Fluss der Wüste an. Wolken sogen ihn auf und trugen ihn über die heißen Sandflächen. Als Regen wurde er am anderen Ende der Wüste wieder abgesetzt. Aus dem Regen entstand zuerst ein Bach, dann ein Fluss, schöner und frischer als zuvor. Und voller Freude rief der Fluss: ”Jetzt bin ich wirklich ich!”
Lieber Karl-Heinz, ich hoffe, dass Ursel dich noch wieder erkennt vor lauter Verwandlung, die mit dir sicher stattgefunden hat. Eine ganz schöne gemeinsame Zeit auf dem Camino wünscht Euch
Silvia
25.4.2009 bei 16:55
Lieber Herr Wewers,
für die letzte Wegstrecke nochmals unsere guten Wünsche und ein frohes, gesundes und glückliches Ankommen beim Jacobus.
Sr. Lucie u. Sr. Gerlinde
26.4.2009 bei 17:00
Hallo Karl
Habe mich sehr gefreut, Dich gestern vor der Kathedrale noch zu treffen. Schade das ich nicht mehr Zeit hatte, aber wer weiß vielleicht holen wir das ja mal nach Wünsche Dir und Deiner Frau viele Eindrücke auf dem Weg nach Finisterre. Für mich war es ein schöner Abschluss vom Jakobsweg. Bis bald, man hört sich dis Töchterli us dä Schwiiz Monika