Von Santiago nach Finisterre und Muxia


44. bis 53. Tag. 28.04.2009 bis 07.05.2009
 

44. Tag. Dienstag, den 28.04.2009
Heute kommt Ursel

Nun geht meine Pilgerreise weiter. Heute hole ich Ursel vom Flughafen ab.
Ich gehe heute früh mit dem Rucksack in die Stadt und suche das Hotel “La Campana”, welches in “Schmidtkes Herbergsführer” als klein aber fein, als eine wirkliche Offenbarung, als nicht ganz billig aber mit wunderschönen Zimmern dargestellt wird. Ich denke, nach mehr als sechs Wochen ist das genau das Richtige.


In unserem Hotel

Kurz hinter der Kathedrale, in einer ruhigen Seitengasse, finde ich, was ich suche. Es ist in der Tat so, wie beschrieben. Da hier nun galicisches Wetter herrscht und es erst ab Donnerstag besser werden soll, buche ich gleich zwei Nächte.

Ich fahre mit dem Bus zum Flughafen. Dort treffe ich noch eine Pilgerin. Wir tauschen Erfahrungen vom Pilgerweg aus und schon werden ihre Augen feucht.

Ursel kommt pünktlich um 16:30 Uhr, obwohl der Flieger in Düsseldorf mit einer halben Stunde Verspätung gestartet ist. Es hat alles geklappt, auch der Umstieg in Palma war kein Problem. Wir waren glücklich, uns nach sechs Wochen gesund wieder in die Arme schließen zu können.

Wir besuchten die Kathedrale, Jakobus und in der Krypta den silbernen Schrein. Anschließend aßen wir in einem netten Lokal zu Abend.
 

45. Tag. Mittwoch, den 29.04.2009
Ein Tag Santiago

Wir schliefen lange. Es gab ein leckeres Frühstück im Hotel. Anschließend besuchten wir um 12 Uhr die Pilgermesse. Sie war genauso feierlich wie am Sonntag. Nur waren nun wieder neue Pilger angekommen, und so geht es immer weiter.


Karl-Heinz mit Familie Schmidt aus Canada

Da ich die Oer-Erkenschwicker “Farben”, die Flagge, auch an meinem Stadtrucksack zu tragen pflege, sprach mich nach der Messe ein Herr an und sagte mir, dass er vor 20 Jahren in Recklinghausen gewohnt habe und seitdem an der Westküste Kanadas zu Hause sei.
Er verbrachte mit seiner Frau seinen Urlaub in Portugal und hat nun einen Abstecher nach Santiago gemacht. Sie luden uns zu einem Cafe con leche ein. Beim Gespräch stellte sich heraus, dass sie viele Jahre in Haltern, im Segelclub des SCPs Mitglied waren und eben auch in Haltern gesegelt haben. Sie kannten z.B. Karl-Heinz Schmitt, die Familie Melchers und natürlich Peter Döbber. Allen soll ich schöne Grüße ausrichten von der Familie Rolf Schmidt.

Am Nachmittag machten wir einen Bummel durch die Geschäfte und schauten nach, wo wir vor unserer Abreise von Santiago bestimmte Dinge noch einkaufen können. Besonders gut haben uns die Markthallen mit den reichhaltigen Fischangeboten gefallen.

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46. Tag. Donnerstag, den 30.04.2009
Von Santiago nach Serra de Outes


Über Noia, entlang der schönen Küste

In der Nacht hat es kräftig geregnet und gestürmt. Wir machen uns trotzdem fertig für unseren Weg nach Finisterre. Da es auf der Westroute sehr lange Etappen gibt, wollen wir über die Südwest-Route wandern, wo man in Noja schon zum ersten Mal auf den “Ria de Muros u. Noja” trifft. Wir wollen also entlang der Küstenstrasse wandern. Wenn das Knie von Ursel nicht hält, können wir hier immer noch  mit dem Bus weiter fahren.

Es kommen immer noch kleine Regenschauer. Um 10 Uhr reißt der Himmel aber auf. Wir fahren zunächst mit dem Bus bis Noja. Von dort wandern wir entlang des Wassers bis nach Serra de Outes. Es ist kein besonders schöner Ort. Wir finden dort eine Unterkunft, die nicht zum weiteren Verweilen einlädt.

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47./48. Tag. Freitag, Samstag, den 01./02.05.2009
Zwei Tage in der Fischerstadt Muros


Blick auf Muros

Am morgen ist schon stahlblauer Himmel. Weiter geht unser Weg entlang der Küste durch schöne, abwechslungsreiche Gegenden. Von überall grüsst uns das Gold Galiciens (der Ginster), durchmischt mit der rot blühenden Erika von den Bergen entgegen.

Wir steuern die schöne Hafenstadt Muros an. Sie ist vergleichbar mit St. Tropez um den Hafen herum gebaut, nur die Schiffe, die hier liegen, sind weitaus kleiner. Wir bekommen ein Zimmer in der ersten Reihe über dem Hafen gelegen mit einem 3 x 4 Meter großen Fenster. Tag und Nacht liegt uns der Hafen zu Füßen. 
Muros ist das Mekka der Meeresfrüchte. Eine riesige Fischerflotte sorgt täglich für Nachschub. Es ist so schön hier, dass wir gleich für zwei Nächte gebucht haben. Wir waren bei den Fischauktionen, und sahen zu, wie die Fischkutter entladen und der Fisch vermarktet wurde. Laufend kamen neue Kühlwagen, die den Fisch abholten, um ihn in aller Herren Länder zu bringen.

So nah an der Quelle muss man natürlich auch zugreifen. So aßen wir Langostinos, Pulpos und Seezunge, die an beiden Seiten über den Tellerrand ragte. Es war ein Genuss zu Preisen, von denen man in Deutschland nur zu träumen wagt.
Am 01. Mai waren wir dann auch schon mit den Füßen im Wasser. Für ein Vollbad bedurfte es doch noch einer zu großen Überwindung.

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49. Tag. Sonntag, den 03.05.2009
Von Muros über Cee nach Sardineiro


Auf dem Weg nach Sardineiro

Es ist wirklich kein galicisches Wetter, denn die Sonne lacht uns schon früh am Morgen über den Hafen in unser Zimmer. Wir frühstücken im Restaurant des Hauses. Eine Platte Jamon mit Pan und dazu je einen Cafe con leche. Drei Pilger hätten gut und gerne davon satt werden können, und das alles für ganze 10 Euro. So haben wir noch etwas für unterwegs.

Da man das nächste Stück der Strecke nun ständig entlang der Strasse laufen müsste, fahren wir mit dem Bus bis Cee. Von dort laufen wir wieder entlang der Küste bis sieben km vor Finisterre. Die Sonne lacht, und da es hier überall Badestrände gibt, legen wir uns zwei Stunden an den Strand. Es ist eine herrliche Aussicht auf das Wasser, welches von Bergen eingesäumt ist. Nun sitze ich im Garten unseres Quartiers, in dem Orangen und Zitronen an den Bäumen hängen, und schreibe Euch diese Zeilen.

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50. Tag. Montag, den 04.05.2009
Auf nach Finisterre

Die Sonne strahlt schon wieder früh in unser Zimmer. Heute geht es nach Finisterre, dem früheren Ende der Welt. Wir wandern von Sardineiro zunächst durch schone Wälder und dann entlang des langen Badestrandes bis Finisterre. Unterwegs sammeln wir schöne Muscheln und finden auch sogar ein paar Jakobsmuscheln, die wir unseren Enkeln mitbringen werden.


Mein Taschentuch segelt in den Atlantik

Beim Gang durch Finisterre winkt von weitem schon eine Frau mit ihrem Pilgerstab. Ich fühle mich eigentlich gar nicht angesprochen, da ich hier keine bekannten Pilger mehr vermute. Noch ein paar Meter weiter erkenne ich Silvia und Hans aus der Schweiz, die ich vor einer Woche in Santiago schon verabschiedet hatte. Es war ein frohes Wiedersehen. Leider kam dann auch schon ihr Bus und sie konnten uns gerade noch ihr schönes Quartier empfehlen. Morgen fliegen sie zurück in die Schweiz.

Wir nehmen den Tipp wahr und bekommen abermals ein Zimmer direkt über dem Hafen gelegen. Man muss eben Glück haben. Wie heißt es so schön: “Der Jakobsweg fordert alles von Dir, aber er gibt es Dir tausendfach zurück”.

Wir laden nur unser Gepäck ab, machen uns etwas frisch und schon geht es die letzten drei km zum Kap, zum letzten Haus auf dem europäischen Festland, dem Leuchtturm von Kap Finisterre entgegen. Wenn man ihn bei solch schönem Wetter erleben kann, dann ist das sicher eine besondere Gabe Gottes. Noch einmal beschleicht mich das Gefühl, welches in mir hoch kam, als ich zum ersten Mal vom Monte Gozo auf die Stadt Santiago sah. Verbrennen konnte ich nichts, da es zu windig war. So habe ich mein letztes Taschentuch vom Wind in den Atlantik wehen lassen.

Wieder zurück im Ort machen wir nun erst mal “Siesta”. Am Abend wandern wir noch einmal zum Kap, und erleben einen herrlichen Sonnenuntergang.

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51. Tag. Dienstag, den 05.05.2009
Mit dem Bus nach Muxia


Ursel und die Virxa

Wir bleiben noch eine weitere Nacht im Hotel. Am Morgen fahren wir mit dem Bus nach Muxia. Die Jungfrau im Steinschiff, die “Virxa da Barca”, machte Muxia zu einem beliebten Ziel für Jakobspilger. In wenigen Orten ist die Präsents von keltischem und christlichem Glauben so greifbar nahe wie hier. Der Legende nach erschien die Jungfrau Jakobus, als ihn während der Missionierung des Nordwestens der Iberischen Halbinsel der Mut verlassen wollte, in einem Steinschiff. Ihr ist die schlichte Steinkirche (18. Jh.) auf der Landspitze von Muxia gewidmet. Die “Piedras Santas”, große, eigentümlich geformte Steine auf dem Felsriff davor, werden als Reste des Marienschiffs angesehen.
In einem Lokal labten wir uns noch einmal an leckeren Langostinos. Um 16 Uhr ging es mit dem Bus zurück nach Finisterre. Für den Abend haben wir uns etwas zu essen eingekauft und unseren Balkon mit dem herrlichen Blick über den Hafen als unser Speiselokal genutzt.

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52./53. Tag. Mittwoch/Donnerstag, den 06./07.05.2009
Zurück nach Santiago


Noch einmal zum Monte do Gozo

Heute früh sind wir mit dem Bus zurück nach Santiago gefahren. Wir haben noch einmal in dem Albergue San Lazaro, in dem ich bei meiner Ankunft in Santiago genächtigt hatte, eingecheckt. Hier gab es noch einmal ein Wiedersehen mit Erika aus Kanada, der 80-jährigen Dame, die seit sechs Jahren jedes Jahr ein Stück des caminos läuft. Es gab wie immer bei solchen Anlässen ein großes "hola". Sie war nun auch in Santiago angekommen und war glücklich.
Wir genossen die Stadt, besuchten noch mal eine Pilgermesse und den heiligen Jakobus und kauften noch Andenken und  Geschenke für unsere Enkelkinder ein. Am Nachmittag wanderten wir noch einmal zum Monte do Gozo. Ich wollte Ursel doch unbedingt auch mal den Blick von dort oben auf Santiago zeigen.

Adios
Euer Carolum Henricum Wewers

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10 Antworten auf “Von Santiago nach Finisterre und Muxia”

  1. Ulrich Müter sagt:                                Ein Kolpingbruder
    4.5.2009 bei 21:32

    Guten Abend (4. Mai 21 h) Ihr Lieben,
    Glückwunsch, dass alles so wunderbar
    erfüllt ist, wie Ihr es wünschtet.
    Gute Heimreise, Gott mit Euch. Danke
    für die Berichte.
    Ulrich
     

  2. Monika aus der Schweiz sagt:            Mein "Töchterli" aus der Schweiz
    4.5.2009 bei 22:12

    Lieber Karl
    Schön das Du mit Deiner Frau doch noch ein Stück des Pilgerweges gehen konntest.
    Ich möchte mich auch für Deine Wegbegleitung bedanken, unsere Gespräche werden
    mir in Erinnerung bleiben.
    War schön Dich auch immer wieder auf dem Camino zu hören.
    Genieße Deine letzten Tage mit Deiner Frau in Spanien.
    en ganz liebe gruess us dä Schwiiz, dis Töchterli Monika
     

  3. Heidi Vauth sagt:                                    Freunde aus Herrenberg
    5.5.2009 bei 09:46

    Lieber Karl-Heinz
    nun ist Deine spannende Berichterstattung zu Ende, Du hast Deinen Traum verwirklicht,
    Dein Ziel gesund erreicht.
    Unsere herzlichsten Glückwünsche dazu. Es war schön Deine Berichte zu lesen.
    Noch viel mehr Informationen stecken aber noch zwischen den Zeilen. Wir freuen uns schon
    jetzt, wenn wir uns hoffentlich im Laufe dieses Jahres wiedersehen
    und Du uns noch mehr erzählen kannst.
    Die letzte Etappe mit Ursel war ja wohl ein purer Genus für Euch beide.
    Liebe Grüße und alles Gute wünschen Heidi und Wolfgang
    aus Herrenberg
     

  4. Silvia sagt:                                                Eine Jakobspilgerfreundin
    5.5.2009 bei 10:09

    Lieber Karl-Heinz,
    ich habe sie schon vermisst - deine wunderbaren, lebendigen Pilgerberichte!
    Und nun freue ich mich riesig, dass es dir auch nach deiner Ankunft in Santiago
    so gut geht. Die Galicische Sonne hat für euch beide den Regen vertrieben.
    Ein ganz tolles Geschenk von Jakobus. Genießt die letzten Tage und habt eine
    gesunde Rückkehr. Ich freue mich auf euch!
    Silvia
     

  5. Anni sagt:                                                    Eine Jakobspilgerfreundin
    5.5.2009 bei 22:01

    Lieber Karl-Heinz,
    auch von mir ein herzliches Dankeschön für deine Berichterstattung.
    Mein Mann hat, genauso wie ich, deine Berichte verfolgt und deinen lebhaften
    Schreibstil genossen.
    Silvia und ich haben nun eine genauere Vorstellungen für unseren kommenden
    zweiten Teil des Caminos.
    Jetzt bin ich froh, wenn es endlich los geht.

    Viele Grüße an euch beide und genießt die letzten Tage! Wir werden sicher noch
    vorher voneinander hören!

    Anni
     

  6. Dieter Ebbefeld sagt:                                    Ein früherer Arbeitskollege
    9.5.2009 bei 17:18

    Lieber Karl-Heinz,
    zu Deiner Leistung herzlichen Glückwunsch. Einfach toll was Du da gemacht hast.
    Ich wünsche Dir und Deiner Frau jetzt einmal schöne Urlaubstage. Deine Tagesberichte
    waren immer sehr interessant.

    Gruß Dieter
     

  7. Anima Kremer sagt:         Eine Tischnachbarin anlässlich unserer Donaukreuzfahrt
    9.5.2009 bei 17:26

    Hallo Karl-Heinz,

    ich möchte Dir herzlich gratulieren zu Deiner gelungenen Pilgerreise. Das Du diese gewünschte
    Reise so gut verwirklichen konntest, bedeutet “alle Hochachtung”. Es erfüllt Dich bestimmt
    mit Stolz und Genugtuung. Vielleicht bist Du jetzt schon zu Hause, um Dich von all den
    Strapazen zu erholen. Deine Familie ist doch auch hoch erfreut, über das glückliche
    Gelingen. Der hl. Jakobus hatte ein wohlwollendes Auge auf dich geworfen.

    Viele Grüße auch an Deine Frau und die Familie

    Anima Kremer

     

  8. Günter Knap sagt:                                        Ein Freund samt Anhang
    9.5.2009 bei 17:38

    Hallo Karl-Heinz,

    herzlichen Glückwunsch. Wir freuen uns mit Dir.
    Wir haben am Sonntag die Kommunion von Fabienne gefeiert und dabei auch viel von dir
    gesprochen.
    Viele Gruße auch an Ulla.

    Inge u. Günter
    Barbara u. Fabienne
     

  9. Bertilde Hartmann sagt:                        Schwester Bertilde aus Süd-Korea
    9.5.2009 bei 17:49

    Lieber Karl-Heinz,

    Du bist am Ziel Deiner Träume,
    am Ziel der Pilgerreise.
    Meinen ganz herzlichen Glückwunsch.
    Gottes Segen hast Du reichlich empfangen und auch gespürt.
    Nun bist Du mit Ursula zusammen.
    Beim Wiedersehen flossen gewiss nochmals
    die Tränen.
    Ich habe heute einen Einkehrtag und lasse Deinen Pilgerweg nochmals an mir vorüberziehen.
    Ich überdenke dabei auch das letzte Jahr, mein Jubeljahr.

    Euch beiden noch viel Freude und Gottes Segen

    Eure Schwester Maria Bertilde, SND
     

  10. Wolfgang Kiski sagt:                            Ein Segelfreund
    9.5.2009 bei 17:51

    Lieber Karl-Heinz !

    Ich bewundere Dich einerseits und beneide Dich andererseits sehr.
    Viel Erfolg weiterhin und ich freue mich auf deine vielen Erzählungen. Komm gesund wieder.

    Mit Grüßen aus der schönsten Stadt im Kreis Recklinghausen, aus Haltern.

     

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