Nun sind wir wieder zu Hause, aber noch nicht daheim
 

 25. Tag, 28.Oktober 2010    

 

Für uns trifft der Ausspruch zu: "Quien hace el camino, repite" - Wer den Weg einmal macht, der wiederholt ihn auch-.

                                                              
Seit heute sind wir wieder zu Hause. Bis wir wieder richtig daheim sind, wird es wohl noch eine Weile dauern. Das wird erst dann der Fall sein, wenn wir die vielen Eindrücke und Erlebnisse innerlich verarbeitet haben.

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          Nun haben wir es geschafft und haben unsere Compostela abgeholt
                                      Nun sind wir "angekommen"

Die Maschine kam mit 20-minütiger Verspätung in Santiago an und flog auch entsprechend verspätet wieder ab. Bei dem Umstieg in Palma de Mallorca mussten wir uns sehr beeilen, um den Anschlussflieger noch mitzubekommen. Es hat geklappt. Air Berlin hat auf uns gewartet, denn sie wollten uns wohl doch nicht in einem schönen Hotel auf Mallorca noch für eine Nacht unterbringen. In Dortmund setzte die Maschine sehr spät auf und der Pilot musste so scharf in die Bremsen gehen, dass wir hart in die Gurte gepresst wurden. Es ging aber alles gut. Nur unser Gepäck hat den schnellen Umstieg in Palma nicht geschafft. Unsere Rucksäcke werden wohl, während ich diese Zeilen schreibe, in der Luft sein, auf dem Wege von Mallorca nach Dortmund. Nun, ein paar Sachen zum Anziehen haben wir zu Hause noch gefunden.

Wir sind mit heilen Knochen zurück und haben alles gut gemeistert. Jakobus hat seine schützende Hand stets über uns gehalten. Es war oftmals jedoch, vor allem für Ursel, grenzwärtig. Diese zweite Etappe von Leon nach Santiago ist allein schon von der Topographie her viel schwieriger als der erste Teil von Pamplona nach Leon.
Bei den Aufstiegen hatte Ursel immer die Nase vorn, während ich doch oftmals stehen bleiben musste um wieder genügend Luft für den weiteren Aufstieg zu tanken. Beim Abstieg hatte Ursel dann ihre Probleme mit ihrem lädierten Knie und der Hüfte. Da musste ich dann auf sie warten, wir bremsten uns also gegenseitig aus. Trotzdem haben wir alles geschafft und sind froh und glücklich darüber und auch etwas stolz auf uns. 

Jeder Weg den man geht ist sicherlich anders, auch dann wenn es derselbe ist. Geht man ihn allein, wie ich im vergangenen Jahr, oder wie jetzt mit meiner Frau, macht man die Strecke in einem Durchmarsch oder teilt man sie auf. Alles wird unterschiedlich empfunden. An einigen Stellen wusste ich nicht mehr, dass ich sie vor einem Jahr durchlaufen hatte.
Zu Zweit kann man sich in schwierigen Situationen sicherlich gegenseitig stützen, ist man alleine unterwegs, muss man auch allein dadurch. Vielleicht ist es aber genau das was man brauch, um an Erfahrungen reicher zu werden. Mir haben beide Pilgerreisen gut gefallen. Ich habe es allein geschafft und nun auch zusammen mit Ursel, ich würde es aber niemals mit einem Freund versuchen wollen.

Der Jakobsweg fordert alles von Dir, Deine ganze Kraft, Deine ganze Energie. Er gibt es Dir aber tausendfach wieder zurück. Die Gefahren des Mittelalters brauchten wir auf unserem Weg zwar nicht zu bestehen, aber es ist doch immer wieder eine Neue Herausforderung an Geist und Körper. Den Weg ein zweites Mal bewältigt zu haben ist nicht nur eine Leistung, sondern auch ein wahrhaft großes Geschenk, wofür wir dem Herrn dankbar sind.

Schönen Dank allen, die uns auf unserem Weg, wenn auch nur gedanklich begleitet haben. Jeder Kommentar in unserem Blog hat uns wieder aufgerichtet und neue Kraft verliehen.

Wir wurden aber auch um eine wichtige Erfahrung reicher, die da lautet: "Ein nächstes Mal wird es allein aufgrund unseres relativ hohen Alters nicht mehr geben. Womit gesagt werden soll, dass wir endlich angekommen sind."

Ein letztes
buen camino
Euere

Ursulam und Carolum Henricum Wewers

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