Von Foncebadon über Cruz de Ferro und El Azebo nach Molinaseca

7. Tag, 10.Oktober 2010, 20 km

Die wohl schwerste Etappe auf unserer Pilgerreise 


Sonnenaufgang am Cruz de Ferro

Heute früh waren wir schon 8 Uhr unterwegs. Jakobus ist wohl nun der Meinung, dass wir rein sind. Er schickte uns zum ersten Mal keine Dusche. Es war ein schöner Weg zum Cruz de Ferro, obwohl er schon gut in die Beine ging.
Am Cruz de Ferro hat Ursel nun ihre Last abgeladen. Sie legte einen Bernstein nieder, den sie in Dänemark am Kattegatt gefunden hatte.
Ich habe auch noch mal kurz nach meinem Stein vom letzten Jahr Ausschau gehalten. Da die Chance, ihn wieder zu finden, kleiner ist als eine sechs im Lotto habe ich es schnell wieder aufgegeben. Ja, es ist schon eine mystische Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass seit tausend Jahren Pilger hier ihre Last abladen. Wir haben eine ganze Weile hier am Kreuz verweilt. Die großen Parkplätze hier lassen nur vermuten, was sich hier im Sommer abspielt.

Wir stiegen weiter und weiter bis auf über 1500 Meter. Dann kamen wir nach Manjarin, der Einöde mit dem letzten Haus des ehemaligen Ortes. Eine Herberge, in die man lieber nicht Übernachten sollte, so wird es jedenfalls vielfach


Ursel und Karl-Heinz am Cruz de Ferro

 beschrieben. Vor dem Haus trafen wir dann Beata aus Polen wieder, und sie erzählte uns ganz überschwänglich ihre Erlebnisse der letzten Nacht. Sie war gestern Abend

 


 noch von Foncebadon losgelaufen. Hat in der Dunkelheit drei Stunden am Cruz de Ferro ausgeharrt, obwohl es sehr kalt geworden war. Dann ist sie weiter und wurde von mehreren streuenden großen Hunden begleitet. Sie hatte fürchterliche Angst. Dann kam ein Mann, der wahrhaftig Jesus hieß. Er brachte sie in diese Herberge in Manjarin. Dort hatte sie, wie sie sagt, einen wunderschönen Abend und eine gute Nacht erlebt. Sie wurde sofort zum Essen eingeladen. Sie hat dann die ganze Nacht am offenen Feuer


Beata in Manjarin

 geschlafen. Zur Toilette musste man auf dieandere Straßenseite. Sie liebt diese Art der Herausforderung und sie war richtig glücklich, als wir sie trafen. Sie lebt den Camino mit all seinen Vor- und Nachteilen und ist Dankbar ihn gehen zu können. Sie hatte vor Jahren einen schweren Autounfall und hat ein Jahr im Rollstuhl gesessen. Nun ist sie glücklich, schon fast 600 km ohne Schmerzen hinter sich gebracht zu haben.

Von Manjarin ging es zunächst noch weiter aufwärts. Dann kam der Abstieg nach El Azebo bis auf 1150 Meter. Der hatte es schon in sich. Es war nicht nur für Ursel sondern auch für mich recht schwer. Nach vier Stunden hatten wir El Azebo dann erreicht wo wir eigentlich bleiben wollten. Wir nutzten wieder die Mittagszeit und aßen in einem Lokal gut zu Mittag.

Es war noch recht früh, und so beschlossen wir, noch weiter abzusteigen bis nach Riego de Ambros auf 945 Meter. Dieser Weg verlief, obwohl sehr steil, recht gut, da der Weg gut zu gehen war. In einer Stunde hatten wir den Ort erreicht. Das beflügelte uns noch bis Molinaseca weiter zu laufen, wobei wir übersehen hatten, dass es auf der relativ kurzen Strecke noch bis auf 590 Meter herunter ging.


In Molinaseca angekommen

 Wir waren kaum in den Weg eingestiegen, da ging es schon los. Der ganze Weg ging nur über Felsen und Geröll. Gott sei dank war es trocken. Wie wäre das wohl ausgegangen, wenn es so geregnet hätte wie am Vortag? Ich glaube wir hätten es dann nicht geschafft. Es ging fürchterlich in die Beine. Man musste jeden Fußtritt ganz gezielt setzen um nicht von den Beinen zu kommen. Es war heute bestimmt die schlimmste Etappe für uns, wenn man mal von dem noch vor uns liegenden Aufstieg nach la Faba und O Cebreiro absieht.

Endlich hatten wir Molinaseca erreicht. Dann stand plötzlich wieder Gunther aus Freiburg hinter uns. Wir tranken zusammen eine Cola. Der Ort ist ein beliebter Fremdenverkehrsort mit schönen Häusern und Anlagen. Wir saßen kaum, dann kam doch noch ein reinigendes Schauer. Wir waren in Sicherheit und wir haben die Leute bedauert, die noch in den Bergen beim Abstieg waren.
Wir quartierten uns in der schönen Herberge “Santa Marina” ein und waren froh schöne Duschen vorzufinden. Nach dem Duschen war der Schmerz schon fast wieder vergessen.
Morgen geht es weiter nach Ponferrada und darüber hinaus. Wie weit werden wir dann vor Ort entscheiden.

2 Antworten auf “Die wohl schwerste Etappe auf unserer Pilgerreise”

  1. Sylvia und Hansrudi Kohler / Schweiz sagt:                               Meine Pilgerfreunde aus 2009
    11.10.2010 bei 17:56

Unsere lieben Pilger
Alle Achtung vor Eurer Leistung. Wir wissen es genau, denn genau den selben Weg haben wir auch hinter uns gebracht und lieben daher Molinaseca immer noch, weil hier diese Strecke zu Ende ging.

Ganz liebe Grüsse aus der Schweiz und BUEN CAMINO
Sylvia und Hansrudi

  1. Macke sagt:                                                                          Unser Sohn samt Familie Düsseldorf aus                                                                        
    12.10.2010 bei 09:34

Hola aus Angermund!!!
Jetzt habt Ihr die schlimmste Etappe hinter Euch - SUPER - RESPEKT!!!

Liebe Grüße
Macke, Cordu und Lotte

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