Von Pedrouzo nach Santiago

19. Tag, 22.Oktober 2010, 18 km
 

Geschafft. Und dann flossen Tränen.


Im Schweiße Deines Angesichtes den letzten Berg herauf

Nach ruhiger Nacht waren wir schon vor acht Uhr unterwegs. Bald ging es in einen dunklen Eukalyptus Wald. Wir benötigten die Taschenlampe um nicht über irgend einen Stein kurz vor dem Ziel zu stolpern.

Die Gegend hier ist milder. Es wachsen Palmen und Feigen. Anfangs lief heute alles prima. Dann kam nach der Umrundung des Rollfeldes eine Bar, in der wir uns stärkten.

Von hier wollte ich Dir, lieber Armin und Brigitte, schöne Grüsse übermitteln, denn da haben wir uns glaube ich zum letzten mal gesehen. Am Abend zuvor, da erinnere ich sehr gut dran, haben wir mit Christel und Siegfried aus Karlruhe gemeinsam in Pedrouzo gegessen. Auch Euch von hier schöne Grüsse.

Nun kam der Aufstieg zum Monte do Gozo. Im letzten Jahr liefen meine Füße wie geschmiert den Berg herauf, heute wollen sie einfach nicht laufen. Vielleicht ist doch die letzte Etappe noch nicht ganz verdaut.
Ich merkte, wie Ursel immer langsamer wurde und meine Oberschenkel auch zu brennen anfingen. Es war für uns fürchterlich schwer. Wir hatten in der Frühe auch nur zwei Toast und einen cafe con leche zu uns genommen. Die Batterie war völlig ausgebrannt.
Kurz vor dem Gipfel fanden wir dann noch eine Bar. Wir tranken eine Cola um uns noch einmal einen letzten Schub zu geben. Es half aber heute alles nichts.

Um 13 Uhr hatten wir dann den Gipfel des Monte do Gozo erreicht. Oben auf steht ein großes Monument zur Erinnerung an den Weltjugendtag 1993 mit Papst Johannes.

Es war heute alles irgendwie anders als im letzten Jahr. Dann sahen wir die Dächer von Santiago im Sonnenlicht vor uns liegen. Zuerst packte es Ursel, dann hat es auch mich erwischt. Es flossen Freudentränen, denn wir haben es geschafft. Unser Ziel können wir schon sehen. Wir fielen uns in der Arme und beglückwünschten uns gegenseitig. Wir sind stolz auf uns diese Pilgerreise auch heil überstanden zu haben. Jakobus hatte wohl immer eine schützende Hand über uns gehalten.
Wir verweilten noch ein Zeit lang in der kleinen Kapelle, sandten Gebete zum Himmel für unsere Familie und für unsere kranken Freunde und


Es war ganz schön heftig

 steckten wieder Kerzen an.

Der Monte do Gozo war der letzte Berg vor Santiago. Nun ging es nur noch bergab. Nach 1.5 km kehrten wir, 3 km vor der Kathedrale, in die Herberge “San Lazaro” ein. Erst den Hunger gestillt, dann geduscht und zwei Stunden gut geschlafen.
Diese Herberge ist ein guter Tipp für Leute, die dem Trubel etwas aus dem Weg gehen wollen. Wir haben uns gleich für zwei Nächte eingebucht. Hier herrscht purer Luxus, es gibt sogar frische Bettwäsche und Badetücher, dass haben wir auf dem ganzen camino noch nicht erlebt. Gleich werden wir ein nettes Lokal aufsuchen und auf diesen Erfolg hin ein gutes Mal zu uns zu nehmen.Die Innenstadt und die Kathedrale werden wir heute nicht mehr aufsuchen.
Morgen ist dann der ganze Tag für die Kathedrale und die Stadt Santiago reserviert.

Nun noch ein paar Grüsse:
Unserem scheidenden Pfarrer Clemens Kreiss wünschen wir von hier aus alles Gute und Gottes Segen in seinem neuen Aufgabengebiet.
Unseren Schwestern aus der Gemeinde übersenden wir auch schöne Grüsse, da wir wissen, dass sie in Gedanken immer mit uns gehen.
Letztlich möchte ich noch meinen Segelfreunden ein gutes Absegeln wünschen. Damit ist dann eine sicherlich eine nicht allzu schöne Saison zu Ende gegangen. Dennoch hatte ich auch ohne eigenes Schiff in diesem Jahr viel Freude dabei. Wir hoffen auf die neue Saison. Bestellt allen schöne Grüsse von uns.

7 Antworten auf “Geschafft. Und dann flossen Tränen.”

  1. Jürgen sagt:                                                                                                        Unser Sohn Jürgen
    22.10.2010 bei 20:28

Hola,
herzlichen Glückwunsch. Da habt ihr es ja (wieder mal) geschafft. Hut ab.

Bis bald
Jürgen

  1. Ramona Vauseweh sagt:                                                                                       Die Redakteurin von "OE erleben"
    23.10.2010 bei 06:00

Ich gratuliere ganz herzlich — und bin beeindruckt!
Einen entspannten Aufenthalt in Santiago und eine gute Heimreise wünscht Ihnen beiden
Ramona Vauseweh

  1. Elvira sagt:                                                                                                            Eine Jakobspilgerin
    23.10.2010 bei 09:38

Und ich sitze hier an der Elbe in meinem Uraubsquartier, genieße das letze Frühstück, bevor es nach Hause geht und freue mich für euch, dass es nur noch wenige km zu laufen sind - und kommt heil wieder zurück…

Elvira

  1. Sylvia und Hansrudi Kohler / Schweiz sagt:                                                                Zwei Mitpilger aus 2009 (Schweiz)
    23.10.2010 bei 12:52

Liebe Ursel, lieber Karl-Heinz
Zur Vollbringung Eures großen Wunsches, der Vollendung des Pilgerweges, gratulieren wir Euch ganz herzlich. Möge Euch der St. Jakob noch eine schöne Zeit in Santiago bereiten, auf dass diese Erinnerung Euch das ganze Leben erfreue und begleite!
Viele liebe Grüsse aus der Schweiz mit BUEN CAMINO
Sylvia und Hansrudi

  1. Siegfried und Christel Beer sagt:                                                                                Zwei Mitpilger aus 2009 (Karlruhe)
    23.10.2010 bei 19:43

Liebe Ursel, Lieber Karl,
von Karlsruhe herzliche Glück- und Segenswünsche für die erfolgreiche Pilgerschaft nach Santiago. Wir haben eure Blogs mit großer Freude verfolgt und uns mit euch über die gute Bewältigung der manchmal schweren Wegstrecken gefreut. Dabei sind uns die Erinnerungen vom April 2009 wieder sehr bildhaft gegenwärtig gewesen.

Wir wünschen euch eine gesunde Heimkehr und weiterhin Gottes Segen.

Liebe Grüße
Siegfried und Christel

  1. Gabi und Heinrich aus Wuppertal sagt:                                                                        Jakobusfreunde aus Wuppertal
    23.10.2010 bei 22:04

Hallo Ursel, hallo Karl,
ganz herzlich gratulieren wir Euch zu diesem Erfolg. Wir freuen uns, dass Ihr dies beide gemeinsam geschafft habt. Wir sind auch sicher, dass wir uns auf dem einen oder anderen Abschnitt des Camino einmal wiedersehen werden, denn wir wissen wie es ist, wenn einen der Camino-Virus gepackt hat.
Genießt erst mal das Ziel Eurer Reise und einen guten Heimflug,

Bis demnächst mal!

Herzliche Grüße
Gabi und Heinrich aus Wuppertal

  1. Andrea sagt:                                                                                                            Unsere Tochter und Familie
    24.10.2010 bei 13:06

Lieber Papa, liebe Mama,
lieber Opa, liebe Oma,

wir freuen uns, dass Ihr Euer Ziel glücklich erreicht habt,
aber noch mehr freuen wir uns darauf, dass Ihr bald wieder
Zuhause seid.

Alles Liebe
Anna, Maxi, Frank und Andrea


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