Die Tempelritterstadt Tomar
14.04.2012
Hola Amigos, buenos dias.
Wir mussten früh aus den Betten, da unser Zug schon vor acht Uhr fuhr. Nachdem wir gestern immer wieder von Schauern überrascht wurden, zeigte sich beim Blick aus dem Fenster, dass wir heute wohl mit Dauerregen zu rechnen haben. Erstmals kamen unsere “Pilgerstockschirme” zum Einsatz.
Wir fuhren mit der Metro zum Bahnhof Santa Appolonia und frühstückten dort. Erstaunlich war für uns, wie sauber es in der Metro, im Bahnhof und in den Zügen war. Pünktlich um 7:48 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung.
Nach zwei Stunden hatten wir Tomar erreicht. Vor dem Bahnhof gab es gleich eine Überraschung. Ich hatte mir auf einer Translater-App. verschiedene Fragen gespeichert. So z.B., “Wo finde ich wohl die Busstation nach Fatima”, onde está o ponto de ônibus, Fatima por favor. Dem ersten besten Herrn hielt ich mein iPhone unter die Nase. Mehr vor sich hin sagend, hörte ich auf Deutsch: “Ich kann ja gut spanisch, aber nicht portugiesisch.” Na, sage ich, dann können wir uns ja wohl besser auf Deutsch unterhalten. Er kam aus Erdingen und war noch leicht sauer über seine Bayern.
Tomar - Stadt der Tempelritter Portugals, liegt in der Region Zentralportugals.
Tomar wird von den Portugiesen seit der Bildung des portugiesischen Königreiches vor fast 1000 Jahren als “Heilige” Stadt bezeichnet. Die über mehrere Jahrhunderte vom 12. bis 17. Jahrhundert errichtete Burg, vereint mit dem Kloster “Convento da Ordem de Cristo”, wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, ist aber sehr renovierungsbedürftig.
Tomar am Fluss Nabão befindet sich ca. 100 km von Lissabon entfernt in einer lieblichen Landschaft in der Nähe einer Talsperre mit angrenzendem Erholungsgebiet, der “Barragem do Castelo de Bode”. Wohin man schaut, erstrecken sich endlos Oliven und Feigen-Haine. Tomar und seine Umgebung ist auf jeden Fall einen Abstecher wert, hauptsächlich, um den “Convento da Ordem do Cristo” [Christuskloster], eine Ordensburg der Christusritter zu besichtigen. Der Orden war ursprünglich zum Schutz der Pilger, die ins Heilige Land zogen, gegründet worden.
Begonnen wurde der imposante Bau der Christusritterburg von den Tempelrittern zum Schutz der Pilger im Heiligen Land und ging, nach Auflösung des Tempelordens durch Papst Clemens V., an den vom portugiesische König Dinis gegründeten Christusorden über. Das Vorgehen gegen den Tempelorden war wohl der “skandalöseste Justizmord”, den es je gab. Es entstand auf diese Weise ein “national-portugiesischer” Orden, der sämtliche Güter des Tempelordens übernahm.
Die Karavellen der Entdeckerkapitäne wie Vasco da Gama, Bartolomeu Dias und Pedro Álvares Cabal, die im Auftrag von Krone, Kreuz und Kapital in einem Jahrhundert drei Kontinente eroberten, segelten alle unter dem roten Kreuz der Christusritter. Die Burg und das Convent ist eine riesige Anlage oberhalb von Tomar. Besonders gut erhalten ist die außergewöhnliche Christuskapelle mit alten Fresken und schönen Bildern. Der Weg hierher, empfohlen vom Jakobspilger Anton, hat sich gelohnt.
Das Wetter war in der Frühe sehr schlecht. Seit heute Mittag scheint uns die Sonne, und es ist richtig schön warm geworden. Wir aßen in einem netten Lokal zu Mittag. Es gab gegrillten Lachs mit Salat und gegrillten Kartoffeln.
In der Stadt trafen wir auf Studenten, die wohl gerade Ihren Abschluss feierten. Sie hatten sich einen besonderen Geck ausgedacht. Sie trugen Plakate mit sich, auf denen geschrieben stand: “Abraco gratis - Umarmen gratis”. Und so kam es, dass ich von etlichen jungen Studentinnen gedruckt worden bin und Ursel natürlich von jungen Studenten.
Da es in Portugal nicht überall Pilgerherbergen gibt, haben die Jakobusgesellschaften wohl mit den Bombeiros ein Abkommen geschlossen, dass Pilger auch bei Ihnen nächtigen können. Und so kommt es, dass wir heute bei der Feuerwehr in Tomar schlafen. Und das alles für eine Spende in die Feuerwehrkasse. Wir haben ein Vierbettzimmer bekommen, welches wir aber bis zum Abend allein belegten.
Adresse: Rua Sant Iria 2300 Tomar
Am Abend konnten wir noch einen feierlichen Gottesdienst mitfeiern, der zu Ehren der Jugendlichen in der prall gefüllten Kirche zelebriert wurde.
Nach einem Absacker ging es dann schnell ins Bett, da um sechs Uhr der Wecker schellt.
Buen camino
Ursel und Karl-Heinz