Pontevedra
25.04.2012
Hola Amigos, buenos dias!
Um drei Uhr Sturm und Regen, um acht Uhr Sturm und Regen. Am liebsten hätten wir die Betten nicht verlassen. Wir müssen aber weiter. Ursel rafft sich auf und kommt nach einiger Zeit frisch geduscht aus dem Bad. Ich folge ihr und danach sieht die Welt schon wieder besser aus. Jakobus steht uns bei und hilft. Als wir um zehn Uhr das Hotel verlassen legt sich der Sturm und es hört auf zu regnen. Es wird ein schöner Gang nach Pontevedra.
Die ersten zwei Stunden hatten es allerdings in sich. Es ging immer nur bergauf und dann zum großen Teil über einen alten Römerweg, der aus dicken, unförmigen Granitsteinen bestand. Zwischen den Steinen lief noch ein Bach. Als wir nach zwei Stunden die Bergspitze erreicht hatten wurde es richtig schön, die Sonne kam heraus und es wurde richtig warm.
Der Rest des Weges führte uns durch eine schöne Gegend über gepflegte Wege bis nach Pontevedra. Unterwegs haben wir zwei Mal Rast gemacht und dabei jedes Mal holländische Peregrinos kennen gelernt. Zwei Damen aus Holland hatten mein Alter schon überschritten. Es scheinen überhaupt viel Holländer unterwegs zu sein, und viele von denen sind auch in Holland gestartet.
Die Zimmersuche gestaltete sich heute mehr als schwierig. Es dauerte schon eine geraume Zeit, bis wir das Tourist Büro gefunden haben. Bis 16 Uhr ist Siesta, womit gesagt werden will, dass die Info geschlossen hatte. Also haben wir die Zeit genutzt und in einem Restaurant ein Menü del Dia gegessen. Wir schauten im OUTDOOR Reiseführer und fanden dort zwei Übernachtungsempfehlungen seitlich der Info und gegenüber der Basilika Santa Maria. Auf Nachfrage bekamen wir wieder ein schönes Zimmer für 32 €, ein anderes Hotel wollte uns schon 60 € abknöpfen, was wir nicht akzeptierten. Wir schauen durch unser Hotelfenster direkt auf die Basilika.
Wir besichtigten die Basilika und schlenderten durch die Stadt, wobei wir uns immer wieder kleinen Schauern ausgesetzt sahen.
Am Abend war es wieder scheußlich kalt geworden. Wir kauften noch etwas ein und beschlossen den Abend mit dem Fußballspiel Madrid - Bayern München auf unserem Zimmer zu verbringen. Wir wollten es lieber nicht in einem Restaurant anschauen, denn gestern waren schon alle sehr enttäuscht und wer weiß, was passiert, wenn Bayern heute gewinnt und wir sind mittendrin.
Jeden Tag geht es ein Stückchen weiter dem Ziel entgegen. Von hier sind es nur noch rd. 65 km bis Santiago.
Eine Legende um Pontevedra besagt, dass der griechische Held Teukros, der aus dem trojanischen Krieg um 1200 vor Christi hervorging, nach Westen gereist wäre, um Pontevedra zu gründen. Pontevedra besitzt ein tief verwurzeltes Wahrzeichen: die römische Brücke. Auch diese wird dem römischen Baumeister Teukros zugeschrieben. Geschichtlich belegt ist, dass Pontevedra aus der hohen Präsenz der Römer, die die Stadt zu einer Siedlung machten, entstand. Ad Duos Pontes, “Zu den zwei Brücken”, wurde die Siedlung einst von den Römern genannt. Daraus wurde später Pontis Veteris, “Alte Brücke”. Aus der Kombination beider Namensbezeichnungen wurde dann Pontevedra. Die vorige und heutige Brücke Burgo, die über den Lérez führt, und der Bau der römischen Vila Turoqua, die sich an der Römerstraße XIX befindet, wurden nachweislich von römischer Hand erschaffen.
Man fand auf den Terrassen der Flussufer Äxte, die als Beweis für die frühe Besiedelung Pontevedra`s gelten. So soll die Provinz bereits seit dem frühen Paläolithikum besiedelt gewesen sein. An den Ausgrabungsstätten Salcedo und Mouronte wurden Reste, die auf eine Kultur der Castros – befestigte Anlagen – hindeuten, gefunden. Am kulturellen Fundort wurden auch Angelhaken aus Bronze und Steine entdeckt, die damals dem Fischfang dienten.
Unter der Herrschaft Fernandos dem II. wurde das heutige Pontevedra im 12. Jahrhundert vom Kloster Poio erstmals unter dem Namen Pontem Vertis, der auf die alte römische Brücke hinweist, dokumentiert. Der Bau weiterer Brücken, die über den Fluss Lérez führen, war eine Voraussetzung zur Schaffung der Verkehrsverbindungen. Dadurch entstand das Wachstum der Provinz Pontevedra und die damit verbundene flächenmäßige Ausdehnung.
Im 16. Jahrhundert erlebte die Provinz Pontevedra durch die strategisch äußerst günstige Lage der Atlantikrouten ihre wirtschaftlich-soziale Glanzzeit. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert verlor sie aber wieder an Bedeutung. Grund dafür waren klimabedingte Naturkatastrophen, die den Status als Hafenstadt schwächten. Das bis dahin als sicher geltende Investitionskapital des Bürgertums wurde nicht mehr in die Anlage investiert. Pontevedra erholte sich erst wieder Mitte des 19. Jahrhunderts, und erlebt seitdem einen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich auch in der Demographie widerspiegelt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Pontevedras Wirtschaftsstruktur ist vom Mittelstand und Kleinunternehmertum
geprägt. Das Großunternehmertum ist im Vergleich zu Gesamtspanien relativ wenig
vertreten. Die Landwirtschaft nimmt eine große Bedeutung in der Region ein.
Wirtschaftlich relevant sind dabei die Forstwirtschaft sowie die Rinder- und
Geflügelzucht. Dem Fischfang misst man ebenfalls eine nicht mindere Bedeutung
bei.
Die Provinz Pontevedra gehört eher zu den wirtschaftlich ärmeren Regionen. Der Bereich der Landwirtschaft lässt die vielen kleinen Betriebe kaum überleben, und eine Industrie im eigentlichen Sinne existiert nicht. Der wahre Reichtum der Provinz ist das Meer.
Buen camino.
Ursel und Karl-Heinz
Chapela – Pontevedra
Bilder von Pontevedra
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