Von Wendisch - Rietz über den Scharmützelsee bis Bad Saarow
Der große Orkan
11. und 12. Tag, 10. und 11. Juli 2002

Gestern Abend wurde in den Nachrichten schon gewarnt. Heute früh wurde die Warnung   wiederholt. Über Berlin und Brandenburg soll es heute ein Unwetter geben mit Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h. Ich hatte zunächst Bedenken über den Scharmützelsee nach Bad Saarow zu fahren. Da das Wetter aber wieder vom Feinsten war, keine Wolke am Himmel und kein Lüftchen das sich bewegte, traten wir unsere Weiterreise an. Das Thermometer stieg heute bis auf 35 Grad. Auf halbem Weg brachten wir den Anker aus, badeten wieder, aßen zu Mittag und genehmigten uns einen schönen Mittagschlaf. Von Unwetter weit und breit keine Spur. 
In Bad Saarow angekommen empfing uns der nette Hafenmeister und wies uns einen Platz im inneren Hafenbecken an, da ja womöglich heute noch ein Unwetter kommen soll. Wir machten einen ausgedehnten Sparziergang durch das schöne Bad Saarow, aßen irgendwo ein schönes Eis und genossen so richtig den späten Nachmittag. 
Zurück am Boot zogen dann doch ganz plötzlich sehr dunkle Wolken auf. Hier und da grummelte es auch schon und Blitze zuckten vom Himmel. Mein Liegeplatz wurde mir nun zu unsicher, da ich genau gegenüber der Hafeneinfahrt lag und man gar nicht lokalisieren konnte woher der Wind wohl kommen würde. Ich warf den Motor an, machte die Leinen los und Ursel sollte zur anderen Seite laufen um mich dort anzunehmen. Im gleichen Augenblick brach das Unwetter los. Ursel rief noch "Karl-Heinz" und zeigte auf den See. Was ich da sah war sehr beängstigend. In ca. 100 Meter von uns entfernt zog eine Windhose über den See. So etwas habe ich noch nicht gesehen, man sah das Wasser förmlich in der Luft stehen. Es war ein Geräusch in der Luft, als wenn ein Düsenjäger im Tiefflug über den See fliegt. Ich kam noch gerade zur anderen Seite als auch uns dann der Wind erfasste. Ursel hatte das Boot am Bugkorb und konnte noch schnell den Festmacher um einen Poller legen. Da ich die Kuchenbude an einigen Stellen vorher gelöst hatte, drohte mir nun alles vom Boot zu fliegen. Irgendwie habe ich es dann aber doch noch geschafft alles wieder fest zu zurren.
Es dauerte alles nur eine viertel Stunde und wir hatten das schwerste Unwetter miterlebt das sich seit 30 Jahren hier ereignet hat. Der Orkan tobte mit Windgeschwindigkeiten von über 150 km/h, es gab sieben Tote, viele Verletzte und sehr hoher Sachschaden war zu beklagen.
Die Nacht war sehr unruhig. Schwall, das geklapper unseres Schwertes, die Sirenen von Polizei und Feuerwehr sowie das gekreische von Motorsägen machten die Nacht fast zum Tag. Irgendwann am frühen Morgen sind wir dann allerdings eingeschlafen.

 Am nächsten Tag war wieder alles o.k., die Sonne lacht sogar wieder, es ist etwas kühler und wir beschließen einen Hafentag einzulegen. Wir besichtigen Bad Saarow und mit dem Bus erkunden wir die Gegend und besuchen das riesige Golfhotel. Etliche Straßen sind wegen umgefallener Bäume gesperrt. Dennoch ist hier in Bad Saarow nicht so viel passiert wie z. B. in anderen Orten und der Hauptstadt Berlin. Bad Saarow ist ein schönes aufstrebendes Bad und wird in ein paar Jahren sicherlich kaum wiederzuerkennen sein.


Gefahrene sm / Betriebsstunden 5 sm 1,5 h
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